Wochenschnack
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

„Grün“, aber nicht durchdacht

Schnitzelsteuer Die These von Jörn Kabisch: Es gibt kein Grundrecht auf Fleisch, erst recht nicht in Zeiten des Klimawandels

Lecker! Aber bald nicht mehr für Jede*n erschwinglich? Foto: dpa

Am Problem vorbei

betr.: „Besteuert endlich das Schnitzel!“, taz vom 26. 11. 16

Wenn eine Mehrwertsteuererhöhung für das Lebensmittel Fleisch zur Lösung des Problems „Reduzierung des Ausstoßes klimaschädlicher Gase in der Landwirtschaft“ sein soll, geht es komplett am Problem vorbei. Was wird passieren? Die Erzeuger werden versuchen, die Herstellungskosten zu drücken und neue Märkte zu erschließen. Beides vermutlich dadurch, in dem man erstens wieder versuchen wird, die Tierhaltung zu verschlechtern (oder eine Verbesserung zu vermeiden) und zweitens mehr Tiere zu halten.

Und da sind wir beim Problem: Es geht ja nicht um den Fleischkonsum selbst, sondern um die Folgen der Tierhaltung. Es geht darum, den Bau neuer Ställe zu verhindern und die Bedingungen für die Tiere in bestehenden Ställen zu verbessern, so dass weniger Tiere in den Ställen stehen. Anscheinend ist an dieser Stelle der Druck der Agrar-Lobby so groß, dass man auf die Idee mit der Mehrwertsteuererhöhung kommt.

Die Massentierhaltung hat neben den Klimagasen auch die Vergiftung der Böden mit Nitrat zur Folge. Das wiederum führt zu ökologischer Verödung und Verseuchung des Grundwassers. Es ist wie immer: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. WOLFRAM VON SPECHT, Widdern

Noch weiter gehen

betr.: „Besteuert endlich das Schnitzel!“, taz vom 26. 11. 16

Mit der Besteuerung ginge ich noch weiter: 30 Prozent für alles Getier, das widernatürlich mit tierischem Kraftfutter ernährt wird oder mit nicht selbst angebautem Futtter. Das würde Bio relativ billiger lassen und hätte so weiter Steuerfunktionen. Ebenso gilt der Luxussatz, wenn die Gülle oder der Mist nicht im eigenen Betrieb angewendet werden kann und wo anders entsorgt werden muss.

Übrigens begrüße ich einen solchen Luxussteuersatz auch bei Autos über 1.500 Kubik u.a. jenseits der Mittelklasse. VOLKER H. WEBER,

Bettenhausen/Rhön

Sinnlose Steuer

betr.: „Besteuert endlich das Schnitzel“, taz.de vom 26. 11. 16

Was wir brauchen, ist eine Besteuerung der Emissionen, nicht des Konsums. Dies hat eine viel stärkere Lenkungswirkung und führt dazu, dass die Landwirte nachhaltiger produzieren. Dies hätte auch leichte Preiseffekte auf den Konsum, aber der Konsum wird letztendlich von anderen Dingen bestimmt als vom Preis.

Zum Beispiel davon, was in Schulkantinen angeboten wird. Hier eine zusätzliche vegetarische Option anzubieten, wird langfristig eine viel größere Wirkung haben als eine sinnlose, weil wirkungslose, Fleischsteuer und mit Sicherheit nicht zu einem Kommunikationsdesaster führen. BENJAMIN, taz.de

Sehr „grün“

betr.: „Besteuert endlich das Schnitzel, taz.de vom 26. 11. 16

Der Vorschlag, einfach mal Steuern zu erheben, ist zwar sehr „grün“, aber wie die meisten Vorschläge aus der Richtung nicht durchdacht. Die großen Lebensmittelhändler, die Billigfleisch unter die Menschen bringen, werden einfach den Druck auf die Produzenten erhöhen, noch billiger zu produzieren. Alles zu Lasten der Tiere. Wer wirklich etwas ändern will, muss erst einmal die Marktmacht der Konzerne brechen.

WARUM_DENKT_KEINER_NACH, taz.de

An 21. Stelle

betr.: „Besteuert endlich das Schnitzel“, taz.de vom 26. 11. 16

Nach internationalen Vergleichszahlen von beispielsweise 2009 platzierte Deutschland mit 88 Kilogramm Fleischkonsum pro Kopf erst an 21. Stelle der entwickelten Länder. Weit vor Deutschland lagen die USA mit 120, Kuwait mit 119, Australien mit 112, die Bahamas mit 110, Luxemburg mit 108, Neuseeland mit 106, Österreich mit 102, Französisch-Polynesien mit 102, die Bermudas mit 102 und Argentinien mit 98 Kilogramm/Kopf.

Im Übrigen trägt jede Steuer, die auf den Verbrauch von Lebensmitteln erhoben wird, zur Verschärfung der sozialen Ungerechtigkeit bei.

NIKOLAI NIKITIN, taz.de

Hört sich toll an

betr.: „Besteuert endlich das Schnitzel“, taz.de vom 26. 11. 16

Eine Fleischsteuer? Tolle Idee, wenn gleichzeitig die Löhne angehoben werden, Wohnen wieder günstiger wird oder die pflanzlichen Lebensmittel weniger kosten.

Ich bin immerhin im Bezug auf Ökologie noch idealistisch genug und wäre auch dann befriedigt, wenn endlich mal die großen Umweltsünder in der Industrie Verantwortung übernehmen müssten. Das wird aber nicht passieren, weil sich die Grünen und andere Freunde des grünen Waldes längst moralisch von jedem sozialen Zusammenhang befreit haben.

Ihr merkt schon, wie ihr bei jedem Geringverdiener oder Menschen, der zumindest die Situation kennt, knapp bei Kasse zu sein, auf offene Ohren und freudige Luftsprünge hoffen könnt? Also hat man in Zukunft die Auswahl bei Lidl zwischen einem Fischfilet für 12,50 Euro oder 100 Gramm Bio-Mandeln für 4,50 Euro, um seinen Eiweißbedarf zu decken? Das hört sich doch toll an, grandios, brillant! ROI, taz.de

Sinnvolle Steuer

betr.: „Besteuert endlich das Schnitzel“, taz.de vom 26. 11. 16

Die Anhebung der Mehrwertsteuer auf den vollen Satz macht Sinn. Zugleich aber muss endlich Ernst gemacht werden mit der tiergerechten Haltung von Huhn bis Rind, weg von industrieller Massentierhaltung. Wenn allein das konsequent durchgeführt würde – es wäre ein riesiger Fortschritt.

Dann entfallen auch die Exporte von Fleisch- und Milchprodukten in die Regionen Afrikas. Dort nehmen sie den ortsansässigen Bauern die Lebensgrundlage weg und die kommen über kurz oder lang als sogenannte „Wirtschaftsflüchtlinge“ zu uns. Eine Verteuerung von Fleisch wäre in jeder Hinsicht sinnvoll und ein vegetarischer Tag pro Woche ist von der Kirche ohnehin vorgeschrieben. VOLTAIRE, taz.de

Durchgeknallt

betr.: „Besteuert endlich das Schnitzel“, taz.de vom 26. 11. 16

Deutschland ist ein Land, in welchem die Idee eines Veggie-Days wahlentscheidend ist. Also durchgeknallt. Ähnlich verhält es sich mit Tempolimits auf der Autobahn. Oh my god, wir dürfen nicht mehr rasen ? Shocking!

Und nun soll Fleisch nicht mehr als Grundnahrungsmittel angesehen und mit dem regulären Satz besteuert werden? Klar, dass hierzulande für viele die Welt untergeht. Wo billigster Fleischverzehr doch ein Grundrecht ist. Und die Welt geht doch eh bald unter. Wohl und Wehe dem Land, das solche Probleme hat SEBASTIAN KREIBIG, taz.de

Teure Sojamilch

betr.: „Besteuert endlich das Schnitzel“, taz.de vom 26. 11. 16

Es geht hier doch nicht nur ums Fleisch, es ist doch genau so pervers, dass Sojamilch teurer ist als Kuhmilch. Wer unbedingt Fleisch essen will, soll dafür löhnen und nicht zu wenig. Selbst die Römer haben bereits vor 2.000 Jahren erkannt, dass zu viel Fleisch der Gesundheit schadet. VIRILIO, taz.de