[🐾][]taz. thema

Grünes Geld

Ausschwärmen für Erneuerbare

Geldanlage Crowdfunding ist eine Form der Finanzierung, die sich außerhalb der klassischen Bankenwelt immer weiter etabliert und auch im Bereich erneuerbarer Energien eine Alternative bietet

„Nein, wir sind keine Bank“, stellt Frederik Schleunes gleich zu Beginn klar. „Wir sind technische Finanzdienstleister und Anbieter für die Abwicklung von Schwarmfinanzierungen“, erklärt der Mitarbeiter der Crowd Desk GmbH in Frankfurt. Das 2011 gegründete Unternehmen betreibt eine Internetplattform namens „Leih Deiner Umwelt Geld“, auf der Interessierte ihr Geld für nachhaltige Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien anlegen können. Und zwar ab 100 Euro aufwärts bis maximal 10.000 Euro, jene erlaubte Obergrenze für Privatanleger, wie sie im Kleinanlegerschutzgesetz festgeschrieben ist.

Auf der Internet-Plattform „Leih Deiner Umwelt Geld“ wird aktuell eine ganze Reihe von zu finanzierenden erneuerbaren Energieprojekten – von Solar über Wind bis hin zu Biogas – offeriert. Darunter auch das Biogasvorhaben am brandenburgischen Standort Eberswalde/Lichterfelde für das man stolze 550.000 Euro einzuwerben versucht. Mit dieser Investitionssumme will Wolfgang Karsten, Geschäftsführer der Biogas Lichterfelde Betriebs GmbH & Co KG, die bereits bestehende 550 Kilowatt große Biogasanlage modernisieren und den Eigenstrombedarf in Zukunft mit dem Strom aus einer eigenen Photovoltaikanlage abdecken.

Risiko Totalausfall

Wie das technisch im Einzelnen aussehen soll, wird auf der Crowdfunding-Plattform „Leih Deiner Umwelt Geld“ beschrieben; an gleicher Stelle wird dort auch darauf hingewiesen, dass es zu einem Totalausfall des eingesetzten Darlehens kommen kann, falls das investierende Unternehmen mit dem anvisierten Projekt in Insolvenz geht oder aus irgendwelchen anderen Gründen in die Bredouille geraten sollte. Handelt sich doch bei dieser Art von Beteiligung um das Finanzinstrument eines nachrangigen Darlehens, das im Insolvenzfall hinter andere Forderungen rutscht.

Trotz dieses Risikos ist die Resonanz für das bankenferne Schwärmen bemerkenswert: So sind im Fall des Biogasprojektes Lichterfelde bis Mitte November schon 93 Prozent der anvisierten 550.000 Euro Investitionssumme von Kleinkreditgebern gezeichnet worden. Und dies fünf Monate vor Zeichnungsschluss.

Sicherlich liegt das zum einen an der charmanten wie gekonnten Darstellung des zu bewerbenden Vorhabens, aber auch an den guten Konditionen, die den Schwarm-Anlegern winken. So wird das geliehene Geld mit sieben Prozent verzinst, die Darlehenslaufzeit beträgt neun Jahre. Wo erhält ein Kleinanleger bei sieben Prozent Verzinsung volle Transparenz bezüglich des Geschäftsgebarens des Unternehmens, in das er investiert? Beim Kauf einer VW-Aktie wohl kaum.

„Crowdfunding ist ein wachsender Markt“, freut sich indessen Frederik Schleunes von der CrowdDesk GmbH. „Mit unserer Schwarmfinanzierung machen wir eine Bürgerbeteiligung ohne großen Verwaltungsaufwand möglich, zudem kann man damit eine ganz neue Form von Kundennähe entwickeln.“ Aber auch die CrowdDesk GmbH ist kein altruistischer Verein. Für ihre Dienstleistungen behält sie einen Prozent der Investitionssumme ein. „Die Projekte, die wir offerieren, müssen die versprochenen Renditen stemmen können“, verspricht Schleunes, „im Fall Eberswalde ist das eine risikoäquivalente Rendite.“

Da Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien oft große Finanzvolumen erfordern, ist auch Christop Sieciechowicz, Vorstandsmitglied im Deutschen Crowdsourcing Verband, der Auffassung, dass Schwarmfinanzierung eine Chance für lokale, bürgernahe Energieprojekte bietet. „Crowdfunding eignet sich im gesetzlichen Rahmen von bis zu 2,5 Millionen Euro Investment zur Finanzierung von Bürgerenergieprojekten.“ Dierk Jensen