Statistisch gesehen

Ausbildungszahlen Die Linken nehmen den Kampf mit den Zahlen auf – und fordern die Umsetzung eines längst gefassten Bürgerschaftsbeschlusses ein

Bereits im Mai hatte die Bürgerschaft mehr Transparenz gefordert

In der Diskussion um die intransparenten Ausbildungszahlen in Bremen fordert die Fraktion der Linken jetzt Klarheit: In einer großen Anfrage an den Senat will sie nun genau wissen, wie viele Schulabgänger wirklich einen Ausbildungsvertrag erhalten haben.

Denn die von der Arbeitsagentur und dem Jobcenter veröffentlichten Zahlen geben dazu kaum verlässlich Auskunft. In der Statistik ist zum vergangenen Ausbildungsjahr von 207 „unversorgten“ Jugendlichen die Rede. Daraus konnte man den Eindruck gewinnen, die vom Senat versprochene „Ausbildungsgarantie“ greife nur in verhältnismäßig wenigen, wirklich schwierigen Fällen nicht.

In Wahrheit haben aber weitaus mehr junge Leute keinen Ausbildungsplatz erhalten: Sie nehmen an berufsvorbereitenden Maßnahmen teil, absolvieren Praktika oder gehen notgedrungen weiter zur Schule. Damit sind sie laut Statistik „versorgt“. Hinzu kommt, dass viele Jugendliche gar nicht als „Bewerber“ geführt werden, sondern ihnen nach unklaren Kriterien von den Jobcentern fehlende Ausbildungsreife bescheinigt wurde. Wird die Statistik um diese Fälle bereinigt, so ergibt sich ein ganz anderes Bild: Nur 37 Prozent der Jugendlichen in Bremen haben demnach einen regulären Ausbildungsplatz erhalten. Herausgefunden hat das eine SchülerInnengruppe von der Gesamtschule Bremen Ost (GSO) im Rahmen eines Schulprojekts, dessen Ergebnis sie jetzt im Rahmen einer Ausstellung in der GSO präsentiert.

Eigentlich dürfte es eine solch irreführende Statistik in Bremen gar nicht mehr geben: Ein im Mai 2016 gefasster Bürgerschaftsbeschluss sieht vor, dass die Entwicklungen auf dem regionalen Arbeitsmarkt künftig transparent dargestellt werden sollen – denn das Problem ist schon länger bekannt. Doch anstatt den seinerzeit von Linken, SPD und Grünen initiierten Bürgerschaftsbeschluss umzusetzen, bleibe es bislang bei „einer geschönten Statistik, getreu dem Muster: Alles ist gut“, so die ausbildungspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion in der Bürgerschaft Mirjam Strunge. Probleme und Baustellen, so Strunge weiter, ließen sich nicht durch eine geschönte Statistik aus der Welt schaffen.

In ihrer großen Anfrage fordert die Linken-Fraktion daher nicht nur Aufklärung über die wahren Zahlen, sondern auch Auskunft darüber, inwiefern eine Bundesratsinitiative sinnvoll sei. Denn unklar ist noch, ob eine Änderung der Statistik regional erfolgen kann oder ob dafür auch die Erhebungsmodalitäten auf Bundesebene geändert werden müssen.

Karolina Meyer-Schilf