Betrüger in der vierten Liga

SCHIEBUNG Zwei Spieler des Fußball-Regionalligisten Goslarer SC bekamen Geld geboten, damit sie das Kellerduell gegen den SV Wilhelmshaven verlieren. Der bestreitet jede Beteiligung, die Polizei ermittelt

Zwei Goslarer Spieler bekamen von einem Mann aus Bremen Geld geboten

„Das ist eine Liga“, seufzt Folkert H. Bruns, de jure Wirtschaftsbeirat des Goslarer Sport Clubs von 1908 e. V., de facto, nach dem Tod des Ersten Vorsitzenden Helmut Brinkmann, nicht nur der wichtigste Geldgeber, sondern auch Chef des Fußball-Regionalligisten aus dem Harz. Am morgigen Samstag um 14 Uhr trifft der SC Goslar 08, der zu Hause im Osterfeldstadion nicht spielen darf, im Ausweich-Heimstadion in Braunschweig auf den SV Wilhelmshaven. Im Vorfeld dieses Spiels kam es zu einem „Bestechungsversuch“, wie Bruns sagt.

Zwei Goslarer Spieler seien am Mittwochabend von einem Mann aus Bremen angesprochen worden, der ihnen Geld geboten habe, um das Spiel gegen Wilhelmshaven zu verlieren. „Die Spieler sind sofort zu mir gekommen“, sagt Bruns, der unverzüglich den Deutschen Fußballbund und die Polizei über die Angelegenheit informierte. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Auch der SV Wilhelmshaven wurde in Kenntnis gesetzt. Die hätten, so Bruns, „jede Beteiligung abgestritten“.

Der Aufsteiger SC Goslar 1908 ziert, nach 14 Spielen mit einem Sieg, zwei Unentschieden und elf Niederlagen, das Tabellenende der Regionalliga Nord. Mit fünf Punkten beträgt der Abstand zum Tabellenvorletzten, dem SV Wilhelmshaven, schon sechs Punkte, der Abstand zu einem Nichtabstiegsplatz neun. In keiner der drei Regionalligen hat eine Mannschaft so wenig Punkte. Nur die Hertha, in der Bundesliga, die ist noch schlechter. Die hat nach zwölf Spieltagen nur vier Punkte.

Und nun also noch ein Skandal – als ob die Goslarer nicht schon genug Sorgen hätten. Von den sowieso nur 22 Spielern im Kader sind elf verletzt oder krank. Damit Trainer Goran Barjaktarević morgen überhaupt eine Mannschaft auf den Platz schicken kann, wurden Tezcan Karabulut, 21, Defensivspieler, und Michél Kniat, 24, Innenverteidiger, verpflichtet. Dies ist möglich, weil die beiden ehemaligen Spieler der zweiten Mannschaft von Borussia Mönchengladbach zuletzt ohne Verein waren. Die Spielberechtigung für die beiden Neuen ist schon da. Immerhin. ROR