Zwischen Hund und Beethoven: Wie weit entfernt wohnt eigentlich Gott?
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Ein wackerer Mann vor dem Herrn ist der frühere Hamburger Erzbischof Werner Thissen. Mit tief zerfurchter Stirn hat sich der Althirte der Katholen zur Adventszeit seine Gedanken über Gott und die Welt gemacht und sein Schwergegrübel in ein Büchlein mit dem wuchtigen Titel „Für uns Mensch geworden“ einfließen lassen, wie uns die christliche Nachrichtenagentur epd gestern menschelnd nahebrachte. Mit sanfter Inbrunst verteufelt Thissen demnach den „Materialismus“, der neben „Rivalität, Ruhmsucht, Gleichgültigkeit und Tratsch zu den auffälligsten Sünden der Gegenwart zählt“. Aber wie konnte der gute Thissen einst selbst der menschlichen Sünde widerstehen? Mit Hilfe von Polly. „In seiner Jugend hätte er seinem geliebten Hund Polly gerne die Musik von Beethoven nahegebracht, schreibt Thissen. Der Abstand zwischen Gott und den Menschen sei aber noch viel größer als der Abstand zwischen Polly und Beethoven.“ Hier irrt der Theologe profund, denn die Gottesferne des Menschen wird in der guten, alten Bibel exakt bestimmt. Sie gleicht der eines tauben Schnabeltiers zu Stockhausen (Lev 19,26).