Was die US-Wahl für den Weltfußball bedeutet
: Ein großer Spaß für Trump

Über Ball und die Welt

Von Martin Krauss

Das klingt zunächst wie eine der vielen nebensächlichen Post-Trump-Wahl-Informationen, die ja gerade kursieren: Die Chancen der USA, Gastgeber der Fußball-WM 2026 zu werden, sind mit der Wahl dieses Präsidenten deutlich gesunken. Das kann man verstehen als Ausdruck einer anstehenden Isolierung des Landes auch vom Weltsport.

Man könnte die Information, dass eine Fußball-WM 2026 in den USA unwahrscheinlich wird, allerdings auch anders lesen: Das immer noch stärkste Land der Welt verzichtet auf ein Megaevent, das Milliarden Dollar kosten würde und Stadien hinterließe, die keiner mehr bräuchte.

Das wäre aber eine allzu Trump-freundliche Lesart, und wer möchte die schon?

Eine Präsidentin Hillary Clinton hätte dem Weltfußball gut getan. Dieser Satz klingt schön, doch bei genauerer Betrachtung wird klar, warum Clinton vielen US-Wählern als unattraktive Repräsentantin des Establishments erschien. Hillary Clinton und ihr Mann Bill haben nämlich gute Beziehung zum Verband des Weltfußballs, der Fifa. So gute, dass es sogar ernsthafte Vorschläge gab, Bill Clinton zum Fifa-Präsidenten zu machen.

Die Clinton Foundation hatte im Jahr 2015 einen Betrag von bis zu 100.000 Dollar der Fifa gegeben. Nicht besonders viel, aber so humanitär im Stiftungssinne erscheint die Spende nicht. Zugleich wurde 2015 bekannt, dass das WM-Organisationskomitee von Katar etwa 500.000 Dollar der Stiftung zukommen ließ. Die Clinton Foundation erklärte, sie wolle das Geld investieren, damit künftig mehr Menschen in Katar Zugang zu Nahrungsmitteln haben. Ein merkwürdiger Umweg, den das Geld aus Katar nehmen soll.

Die Clintons und der Fußball, das führt in die ziemlich korrupte Welt der Sportorganisationen, gegen die derzeit nicht nur US-Justizbehörden ermitteln, sondern die auch etlichen linksliberalen Kritikern als einer der schlimmsten Auswüchse des Sports gilt. Das macht Hillary Clinton zu einem interessanten Phänomen: Einerseits ist sie eine bedeutende Repräsentantin dieses, sagen wir: Sumpfes. Andererseits aber gilt sie den gleichen Kritikern als – im Vergleich zu Donald Trump – das „kleinere Übel“. Das gilt sogar, wenn man es sehr konkret auf den Fußball bezieht: Es waren jene Milieus, in denen Soccer populär ist, in denen Clintons Demokraten stark sind. Und es sind jene Milieus, in denen Soccer als Ausbund sozialistischen Kollektivismus gilt, in denen sich die Trump-Wähler finden.

Also offenbart sich gerade an der Person Hillary Clinton eine Hilflosigkeit populärer Sportkritik: Korruption und Intransparenz werden so lange zum größten Problem des Weltsports stilisiert, bis da einer wie Trump kommt, der dieses Problem auf einmal klein erscheinen lässt. Dabei führt der eine Bewegung an, die – real oder vermeintlich – Korruption und die Intransparenz etwa der Clinton Foundation anprangert.

Eine an wirklicher Veränderung des Sports interessierte Kritik sollte weniger die Korruption thematisieren, schließlich ist Bestechung ohnehin die Conditio sine qua non einer jeden Bewerbung. Vielmehr müsste kritisiert werden, dass es bei solchen Megaevents immer um die Umverteilung öffentlicher Gelder in private Hände geht. Für Stadion- und Infrastrukturbauten, für Imagekampagnen und Securitydienste und vieles mehr werden Steuergelder an Firmen weitergeleitet. Ob das transparent oder intransparent erfolgt, ist weniger bedeutend als der skandalöse Umstand, dass Reichtum, der allen gehört, plötzlich in den Taschen weniger verschwindet.

Das ist eine Sache, an der auch ein Präsident Trump seinen Spaß haben könnte. Und damit ist er dann immer noch das größere Übel.