Liebeserklärung
: Constantin Schreiber

Der süßeste Bubi des deutschen Nachrichtenwesens geht zur ARD. Und wir denken jetzt mal über männliche Schönheit nach

Es gibt einen Look, der so was von unerträglich zeitgeistig und modern und jung ist, dass man es gar nicht aushalten kann. Frauen, die damit vor die Kamera treten, tragen im Regelfall sehr lange Haare, sehr kurze Röcke und sie haben sehr, sehr lange, sehr schlanke Beine. Die entsprechenden Männer haben wenig Bartwuchs und ein schrecklich nettes Lächeln.

Wer Nachrichten sehen will, zappt weg. Was kann mir jemand sagen wollen, der oder die doch offensichtlich den Job nur deshalb bekommen hat, weil er oder sie nett aussieht?

Wie zum Beispiel – und vor allem – Constantin Schreiber. So ein süßer Bubi! Was soll der schon von irgendetwas wissen? Babyface, niedlich. Entzückend, dass wir dem bei n-tv zuschauen dürfen, wie er versucht, Politik zu verstehen.

Welche Arroganz. Constantin Schreiber ist klug. Wirklich klug. Er versteht etwas von Politik – und er informiert sich über Themen, über die er etwas sagen muss.

Zugegeben: Als Zuschauerin braucht man ein bisschen Zeit, um das zu begreifen. Weil er so „schööööön“ ist – und bei einem Privatsender arbeitet. Müssen wir sonst noch etwas über ihn wissen?

Das Interessante ist, dass die unmittelbare Reaktion auf Schreiber eine gar nicht so andere ist als die auf eine kluge Frau mit langen Beinen. Nämlich verächtlich, auf Äußerlichkeiten bedacht.

Vielleicht sollten wir das toll finden: Das ist Gleichberechtigung. Wenn jemand einem bestimmten Schönheitsideal entspricht, dann kann der oder die gar nicht intelligent sein. Abwinken, Schnitt. Aber das ist eben nicht toll. Das ist sexistisch.

Constantin Schreiber hat oft genug nachgewiesen, dass er weiß, wovon er spricht. Ja: Er hat ein gewinnendes Lächeln. Aber: Ja, er versteht auch wirklich etwas vom Mittleren Osten.

Und nun wird er künftig für die ARD tätig sein, als neuer Sprecher der „Tagesschau“? Großartig! Aber dürfen wir hoffen, dass er auch weiterhin Reportagen recherchieren und nicht nur Texte verlesen wird? Das wäre schön. Bettina Gaus