SPAREN BEIM VERBRAUCHERSCHUTZ RÄCHT SICH AN VOLKSWIRTSCHAFT
: Der ratlose Kunde kauft nicht

Der Verbraucher versteht die Welt nicht mehr. Er quält sich mit der Altersvorsorge und verzweifelt an der Stromrechnung. Bürger, die immer mehr Eigenverantwortung übernehmen sollen, brauchen Unterstützung, die werbefrei und unabhängig ist. Anstatt die Kaufwilligen zu stärken, sparen die Länder jedoch die Verbraucherberatung kaputt. Das ist ärgerlich für alle Konsumenten, die sich im Warendickicht allein zurechtfinden müssen. Vor allem rächt es sich aber auch volkswirtschaftlich.

Verbraucherschutz nach Kassenlage macht keinen Sinn. Das hat die Republik schon mal verstanden. Als die Kühe und sogleich die Bürger verrückt wurden, kam der Verbraucherschutz groß in Mode. Politiker jeder Couleur wollten Produkte und Kunden besser schützen. Doch schon vier Jahre nachdem der Rinderwahnsinn die deutschen Ställe erreicht hat, sind die Versprechen verpufft. Bund und Länder verfahren nun nach dem Motto „Verbraucherschutz gerne, nur kosten darf er nicht“.

Was die Politiker übersehen: Ein ratloser Käufer gibt auch weniger Geld aus. Wer die Altersvorsorge vermasselt, kann sich mit 65 Jahren sicher kein neues Auto kaufen. Wer auf zweifelhafte Baufinanzierung reinfällt, geht Pleite. Mehr als 3,1 Millionen Haushalte gelten schon heute in Deutschland als überschuldet. Tendenz steigend. Die Bürger werden kein Geld mehr haben, um die Konjunktur anzukurbeln. „Kaufen!“, Kaufen!“, Kaufen!“ – diese derzeit so beliebte Aufforderung ans Volk kann sich also getrost sparen, wer nicht zugleich die Hilfe für Verbraucher stärkt.

Dumm nur, dass die Verbraucher auch von der künftigen Regierung nichts zu erwarten haben. Die Unionsparteien, die sich für ihren Wirtschaftssachverstand rühmen, haben von den Zusammenhängen nichts verstanden. Ansonsten würden sie es kaum wagen, den Verbraucherschutz zu einer Abteilung im Justiz- oder Wirtschaftsressort zu schrumpfen. Die Rechte der Kunden gehen dort unter. Ein Wirtschaftsminister wird seine schützende Hand nicht zugunsten der Verbraucher von der Industrie nehmen – selbst wenn es dieser langfristig nur nützen würde. HANNA GERSMANN