Portrait
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Neuer bulgarischer Präsident: Rumen Radew Foto: dpa

Bulgariens Überflieger

Er setzte wieder einmal punktgenau auf – diesmal nicht auf einer Landebahn, sondern im Sofioter Präsidentenpalast: Rumen Radew. Am Sonntag wurde der 53-jährige ehemalige Kommandeur der Luftstreitkräfte in der zweiten Runde zum neuen Staatschef Bulgariens gewählt.

Die Militärkarriere von Radew, der 1963 in der sozialistischen Musterstadt Dimitrowgrad geboren wurde, begann früh. Mit 24 Jahren machte er seinen Abschluss an der natio­nalen Fliegerhochschule „Georgi Benkowski“. Anschließend wurde er zum Thema „Verbesserung der taktischen Vorbereitung für die Fliegerstaffel und Luftkampfsimulation“ promoviert. 2003 beendete er ein weiterführendes Studium am Luftwaffencollege der US Air Base Maxwell (Alabama) mit Auszeichnung.

Im Oktober 2015 quittierte er seinen Dienst, um gegen die Absicht der Regierung zu protestieren, ausländischen Nato-Partnern die Überwachung des bulgarischen Luftraums zu übergeben. Nach einer Intervention von Ministerpräsident Bojko Borissow blieb er zunächst auf seinem Posten. Im Sommer nominierten die oppositionellen Sozialisten den bis dato völlig unbekannten unabhängigen Politikneuling dann als ihren Kandidaten für die Präsidentenwahlen.

Sein Credo überzeugte in der Stichwahl immerhin fast 60 Prozent der Wähler. Er wolle nicht zulassen, dass „Bulgarien zu einem Migrantenghetto wird“, sagte er. Außenpolitisch strebt er bessere Beziehungen zu Russland an und will sich um eine Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Moskau bemühen.

In den künftigen US-Präsidenten Donald Trump setzt Radew große Hoffnungen. Der habe schließlich seine Bereitschaft zu einem Dialog mit Russland erklärt, was eine friedliche Lösung in der Ukraine und Syrien möglich machen könnte.

Auf den Wahlsieg Radews reagierte Regierungschef Borissow, dessen Wunschkandidatin unterlegen war, so, wie er bereits mehrfach angekündigt hatte: Er trat zurück.

Radew wird am 22. Januar 2017 seinen neuen Posten antreten. Eine seiner ersten Amtshandlungen dürfte dann die Ausrufung vorgezogener Neuwahlen sein. Barbara Oertel