LeserInnenbriefe
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Ein klein bisschen Gott spielen

betr.: „Gebärmutter­transplantation in Tübingen“, taz v. 11. 11. 16

Schon als ich darüber im Deutschlandfunk hörte, war ich verstört: Wenn frau mit frauenspezifischen Problemen zum Arzt geht, dauert es oft Jahre, bis sie eine Diagnose hat und mit viel Glück eine erfolgreiche Behandlung erfährt. Lebenszerstörende Erkrankungen wie Endometriose werden im Schnitt nach 8–12 Jahren erst diagnostiziert und können doch im Grunde nur verwaltet werden. Die Antwort auf Hormonstörungen ist oft keine angemessene Substitution, sondern gern auch mal eine Hysterektomie, die operative Entfernung der Gebärmutter, sozusagen als Endlösung. Von der Verlegenheitsdiagnose Psychosomatik will ich hier gar nicht erst anfangen.

Ich freue mich ehrlich für jede Frau, die ihren Kinderwunsch mit Hilfe dieser neuen Möglichkeit erfüllen kann. Aber wenn die Forscher die hohen Kosten und Risiken mit dem Recht der Frauen auf Lebensqualität rechtfertigen, kann ich nur hoffen, dass sie es ein klein wenig ernst meinen. In meinen Ohren klingt es wie Hohn, da viel zu viele Frauen noch nicht einmal auf Schmerzfreiheit, körperliche Unversehrtheit und Lebenskraft mit Hilfe der modernen Medizin hoffen können. Aber in der Männerwelt der Medizin geht scheinbar nach wie vor die Reproduktionsfähigkeit der Frau allem anderen vor, vor allem, wenn man dabei ein klein bisschen Gott spielen kann. M. Bils,Wolbeck

Das Übel mit Glück verwechselt

betr.: „Das Kaputte ist ein Anfang“, taz vom 12./13. 11. 16

Endlich wieder ein Text von Margarete Stokowski in der taz. Und was für einer. Der Nachruf auf Leonard Cohen hat mich so berührt, dass ich weinen musste. Die Anspannung der ganzen Woche fiel von mir ab. Der zentrale Satz: „Dieses Drüberstehen, ohne sich zu erheben, ist eines der vielen Dinge, die von ihm bleiben. Es ist ein Wissen darum, dass die meisten Menschen einfach nur versuchen, auf ihre Art weiterzukommen.“ Mary Shelley hat das ähnlich ausgedrückt: „Kein Mensch wählt das Übel, weil es das Übel ist, er verwechselt es nur mit Glück, dem Guten, das er sucht.“

Ich kann mich nicht über die Wähler*innen Trumps erhöhen, auch wenn ich ihn jetzt schon den schlimmsten Präsidenten der USA finde. Er macht Sexismus wieder hoffähig. Mir wird schlecht und es macht mir Angst. Er ist rassistisch und unberechenbar. Aber ich komme aus einem kleinen Dorf und habe eine Ahnung, wie das Wählerherz auf dem Land schlägt. Ich komme aus einer armen Familie und ich weiß, wie es sich anfühlt, von oben herab angeschaut zu werden. Ich weiß auch, wie es sich anfühlt, nicht gegrüßt zu werden, weil man nicht zur selben Klasse gehört. Mit moralinsaurer Besserwisserei, Arroganz und Ekel gegenüber dem „White Trash“ holt man auf jeden Fall auch in Deutschland keine Stimmen. Andrea Wagner,Freiburg

Recht auf respektvolle Behandlung

betr.: „Ein Personal zum Fürchten“, taz vom 8. 11. 16

Wie sich Dorothea Hahn in ihrem Artikel über Frauen, die Donald Trump unterstützen, auslässt, lässt mich schaudern. Eine Kampagnenmanagerin wird als „zierliche Blondine mit sehr femininem Auftreten“ beschrieben. Über die Haarfarbe ihres männlichen Kollegen erfahren wir nichts. In Bezug auf Trumps Tochter und seine Ehefrau wird betont, dass sie ehemalige Models sind, was auch immer das aussagen soll. Bei aller Bestürzung und Enttäuschung über Trumps Wahlsieg: Auch die Frauen an seiner Seite haben das Recht, respektvoll behandelt und nicht auf ihr Äußeres reduziert zu werden. Eva Beutin, Aachen

Es gib noch andere Länder

betr.: Berichterstattung über die Wahlen in den USA

Trotz Kennedy: Ich bin kein Amerikaner! Ich kann dort auch nicht wählen. Natürlich will ich was über die US-Wahl wissen, aber nicht in diesem Missverhältnis der Nachrichten. Sechs Seiten, zwölf Seiten, acht Seiten …wie soll das weitergehen? Es gibt noch andere Länder auf der Welt. Hede Tabaczek, Bielefeld