Afghanische Nato-Truppe expandiert

Die von dem Militärbündnis geführte Friedenstruppe soll in den Süden des Landes expandieren und dafür aufgestockt werden. Ungelöster Streit über die Abgrenzung von der Truppe zur Terrorbekämpfung und die künftige Kommandostruktur

VON SVEN HANSEN

Die Afghanistan-Friedenstruppe Isaf wird laut Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer um einige tausend Soldaten erweitert. Zur Zeit beträgt deren Stärke wegen der afghanischen Parlamentswahlen vom 18. September noch 12.000 Mann und damit 2.000 mehr als vor Beginn des Wahlkampfes. Künftig könnte die Gesamtzahl der unter Nato-Kommando stehenden Truppe bei 13.000 bis 15.000 Soldaten liegen, sagte de Hoop Scheffer gestern zum Abschlusses seines Besuches in Kabul.

Die zusätzlichen Soldaten sollen aus Großbritannien, Kanada und den Niederlanden kommen, sagte ein Isaf-Sprecher der taz. Bereits Ende September hatte der Bundestag eine Aufstockung der an Isaf beteiligten Bundeswehrsoldaten von 2.250 auf 3.000 und deren landesweiten Einsatz beschlossen.

Grund für die neue Isaf-Aufstockung der Nato ist die geplante Expansion der Truppe in den unruhigem Süden. Isaf war bisher nur in Kabul sowie mit so genannten Wiederaufbauteams im Norden aktiv. Im Süden kämpfen die US-geführten 20.000 Soldaten der Antiterrorkoalition im Rahmen der Operation „Enduring Freedom“.

Die zum Jahresende beginnende Isaf-Südexpansion macht eine Kooperation zwischen den beiden Missionen erforderlich, die unterschiedliche Mandate haben. Die Aufgabe von Isaf ist die Stabilisierung des Landes, in dem sie die im Aufbau befindlichen afghanischen Sicherheitskräfte unterstützen und als Friedenstruppe der Bevölkerung Sicherheit vermitteln soll. „Enduring Freedom“ ist dagegen ein Kampfeinsatz gegen Taliban und al-Qaida. Die US-Regierung will zur Entlastung ihrer Truppen im Irak einen Teil der US-Truppen aus Südafghanistan abziehen und drängt deshalb die Nato, die Lücken mit der Isaf zu füllen. Die USA wollen auch ein gemeinsames Kommando beider Truppen. Dies lehnen Frankreich, Deutschland und Spanien lehnen jedoch ab, weil dies die Friedensmission und ihre Soldaten gefährden könnte. Im September konnten sich die Nato-Verteidigungsminister in dieser Frage nicht einigen.

„Wenn die Nato in den Süden expandiert, müssen wir Synergieeffekt zwischen beiden Truppen finden sowie eine Kommandostruktur, die beide Truppen nicht in Konflikt zueinander bringt“, sagte de Hoop Scheffer gestern. Er strebt an, dass es nur noch ein einheitliches Nato-Kommando für alle ausländischen Truppen in Afghanistan gibt, räumt aber auch ein, dass zurzeit der Einsatz von „Enduring Freedom“ noch nötig sei.

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