Galileo-Satelliten vorerst ohne Schubkraft

Deutschland will die Startfinanzierung nicht freigeben, solange München nicht den Zuschlag fürs Kontrollzentrum hat

BERLIN taz ■ Das geplante europäische Satellitennavigationssystem Galileo ist gefährdet. Die Finanzierung steht in Frage. Wenn bis Ende Oktober keine Lösung für die Aufteilung der zusätzlichen Kosten gefunden werde, könne das Projekt kippen, warnte der Präsident der italienischen Weltraumbehörde ASI, Sergio Vetrella. In einem Interview mit der Welt warf er gestern vor allem den deutschen Verantwortlichen eine Verzögerungstaktik vor. Die deutsche Seite weigere sich bislang, zusätzliche Kosten für die 2006 beginnende Startphase des Projekts in Höhe von rund 430 Millionen Euro mit zu finanzieren.

Sigmar Wittig, Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln, bestätigte die Differenzen: „Wir werden unseren Beitrag erst freigeben, wenn die Aufgabenverteilung geklärt ist“, sagte er. Nach seinen Angaben geht es bei dem Streit vor allem um den Zuschlag für das Galileo-Kontrollzentrum. Neben Oberpfaffenhofen bei München und dem italienischen Fucino bei Rom haben nun auch Frankreich und Spanien Ansprüche angemeldet. Galileo wurde von der EU und der europäischen Weltraumorganisation ESA initiiert. Das 3 Milliarden Euro schwere Projekt soll dem US-System GPS Konkurrenz machen: Mit seinen insgesamt 30 Satelliten soll es ab 2008 die Navigation von Autos, Flugzeugen und Schiffen deutlich verbessern.