Wochenschnack
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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Wie ein großes Kasperletheater

Der US-Albtraum Entgegen allen Prognosen ist der lange belächelte Sprücheklopfer Donald Trump zum Präsidenten gewählt worden

BUH! Foto: ap

Unterschiede

betr. „Trump wird die Weltpolitik verändern“, taz vom 10. 11. 16

Sarah Wagenknecht ist die Einzige, die sich bisher getraut hat offen und wahrheitsgemäß auszusprechen, dass Hillary Clinton im Gegensatz zu Bernie Sanders für ein „Weiter so“ neoliberaler Politik gestanden hätte, deshalb den Rechtstrend noch weiter verstärkt hätte und man mit einem Kandidaten Bernie Sanders jetzt nicht über einen Präsidenten Donald Trump sprechen würde. Demokrat ist inhaltlich nicht gleich Demokrat – auch wenn Hillary Clinton und Bernie Sanders beide der gleichen Partei angehören. Unterschiedliche inhaltliche Strömungen und Flügel innerhalb einer jeden Partei – nicht nur in Amerika – sorgen für solche Unterschiede.

ELGIN FISCHBACH, Leimen

Böses Erwachen

betr.: „Amerikanischer Albtraum“, taz vom 10. 11. 16

Die Wahl des US-Milliardärs Donald Trump hat mich nicht nur schockiert, sie macht mich auch sehr betroffen und nachdenklich, was unsere Zukunft angeht. Man sollte sich aber auch hüten, nunmehr mit dem Finger auf die vielen Amerikaner zu zeigen, die diesen Mann gewählt haben. Denn die Wahl eines polternden Außenseiters, der nur von narzisstischer Empathie geprägt ist, kann auch bei uns in Deutschland passieren. Schuld daran sind nicht nur die regierenden Parteien und das sogenannte Establishment, sondern auch die vielen unzufriedenen Bürger selber, die ihre eigenen Probleme und ihr gekränktes Selbstwertgefühl nur noch in Hass kompensieren können und sich logischen Formulierungen und Erklärungen völlig verschließen. Dazu gesellt sich die völlige soziale Schieflage, die zunehmend für ein Auseinanderdriften in unserer Gesellschaft führen wird. Schlimm an dieser ganzen Entwicklung ist, dass sich die sogenannten Wutbürger zumeist an solche demagogischen Persönlichkeiten klammern, die ihnen „das Blaue vom Himmel versprechen“, letztendlich aber immer nur ihre eigenen Interessen verfolgen werden. Und so wird es auch schon nach kurzer Zeit bei dem neuen Präsidenten Trump für viele ein böses Erwachen geben, denn auch er ist ein Vertreter des Establishments und hat nur die Vergrößerung seiner Macht und seiner Gewinne im Blickfeld!

THOMAS HENSCHKE,Berlin

Signale hören

betr.: „Amerikanischer Albtaum“, taz vom 10. 11. 16

Politiker, hört die Signale:

Amerika hat gezeigt, was passiert, wenn man seine Wähler vergisst. Dies ist kein amerikanisches Phänomen, sondern auch eines von Europa. Wir, die Bürger Europas, müssen zusammenhalten und uns gegen Populismus wehren.

Nur wenn Europa einig und stark ist, können wir uns gegen Trump(s) wehren. Auf zu mehr Solidarität.

KARLHEINZ LUDWIG, Edingen-Neckarhausen

Nicht überrascht

betr.: „Der Sieg des Horrorclowns“, taz.de vom 9. 11. 16

Überrascht war ich nicht. Auch wenn es beängstigend war, es überhaupt für möglich zu halten. Aber diese abgrundtiefe Abneigung, ja Hass der Amerikaner gegenüber den „criminals“ in Washington D. C. macht eben in einer Demokratie alles möglich. Diese Stimmung war in den USA schon 2009 deutlich zu spüren, wurde auch ohne Umschweife so ausgedrückt. Und das lässt düstere Aussichten zu. Sind unsere Demokratien am Ende, beziehungsweise können die Politiker damit nicht mehr umgehen? Angefangen mit Boris Johnson und dem Brexit. Auch bei uns ist kaum noch einer zufrieden mit unserer Politikerriege. Dazu noch Putin, Orbán, Erdoğan und all die rechten Tendenzen bei uns und anderswo in Europa.

Auf der anderen Seite kommt es einem so vor wie ein großes Kasperletheater, wo gleich das Krokodil kommt und alle auffrisst, weil Kasper grad nichts mitkriegt. Absurd!

ILONA HORN, Marburg

Mal sehen …

betr.: „Der Sieg des Horrorclowns“, taz.de vom 9. 11. 16

Nach Nixon, Reagan und Bush junior haben die USA mit Trump nun den Präsidenten, den man mit einer Tradition aus völlig überzogenem Patriotismus und Selbstverliebtheit, einer mehrheitlich fundamental religiösen Anhängerschaft von evangelikalen Sekten, einer geradezu erotischen Beziehung zu Waffengewalt und Militär gepaart mit einem unglaublich naiven unerschütterlichen Glauben an Neoliberalismus und Kapitalismus verdient hat. Jetzt gehört den bekloppten Verschwörungstheoretikern das mächtigste Land der Welt. Es gibt keinen Wahlbetrug, auf den sie eventuell insgeheim selbst gehofft hatten, damit sie nie wirklich liefern müssen. Jetzt wird ja nach ihrer Theorie ganz schnell mit Nationalismus, Militarismus, ihrer Eigeninterpretation von konservativ-christlichen Werten und autoritären Führerkult alles gut. Wollen wir mal sehen …!

MARKUS MEISTER, Kassel

Gegensteuern

betr.: „Der Sieg des Horrorclowns“, taz.de vom 9. 11. 16

Seit Jahren gibt es bei euch die lustige Rubrik „Schurken, die die Welt beherrschen wollen.“ Jetzt ist es so weit: Sie beherrschen die Welt! Die Rubrik ist also von der Wirklichkeit eingeholt worden; da muss die Wahrheit dringend gegensteuern.

Wie wär’s mit „Helden, die die Welt retten könnten!“ Vielleicht holt euch/uns dann in ein paar Jahren auch wieder die Realität ein. Nicht das Schlechteste.

MICHAEL KANNAPPEL, Hannover

Schockstarre

betr.: „Mein Rückflug ist gebucht“, taz.de vom 9. 11. 16

Da kann man leicht in „Schockstarre“ geraten, wenn man daran denkt, was Donald Trump so alles gesagt hat, umzusetzen/zu ändern plant und wie „unterirdisch“ er sich menschlich aufführt. Eventuell aber doch „Krise als produktiver Zustand“? Der Mann kann viel fordern, aber auch einem US-Präsidenten sind Grenzen gesetzt. Problem ist natürlich, dass das wichtige Regulativ im Senat und Repräsentantenhaus fehlt, da auch dort die Demokraten das Nachsehen haben, weil sie in der Minderheit sind. Das könnte wahrlich zu Verwerfungen führen = Ende der Krankenversicherung, Kündigung der Verträge wie die mit dem Iran u. v. a.

Gleichzeitig habe ich die Hoffnung, dass es anders, als man denkt, kommen wird. Will sagen: In den Tiefen der Politik steckt ein Mann wie Trump nicht drin, so dass er eventuell viel „zahmer“ regiert, als man es ihm jetzt und heute unterstellt. Und eventuell kommt er irgendwann gar nicht mehr mit dieser enormen Verantwortung klar und dankt ab? Who knows? Ich glaube, das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen.

SVEN JÖSTING, Hamburg

Wahlsystem

betr.: „Amerikanischer Albtraum“, taz vom 10. 11. 16

Im entscheidenden Moment stützt sich „Systemkritiker“ Trump auf das amerikanische Wahl(männer)system. Aber 47,7 Prozent der absoluten Stimmen des amerikanischen Volkes entfielen auf Hillary Clinton, nur 47,5 Prozent auf Donald Trump. Zum Glück kann dies bei der „Direkt“-Wahl unseres Bundespräsidenten ja nicht passieren …

ULF SKIRKE, Hamburg