LeserInnenbriefe
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Stillstand

betr.: „Kohle-Lobby stoppt Klimaschutzplan“, taz vom 10. 11. 16

Trump will wieder rein in die Kohle, Deutschland nicht raus. Beim Klimaschutz trifft man sich in der Mitte – im Stillstand.

CHRISTINE STECKER, Hamburg

Mit leeren Händen dastehen

betr.: „Von der Kohle-Lobby gestoppt“, taz.de vom 9. 11. 16

SPD-Gabriel (nicht der Erzengel!) hat die Hitze des US-Präsidentenwahlkampfes genutzt, um den deutschen Klimaschutzplan als Beitrag zum UN-Klimagipfel in Marokko in letzter Minute erfolgreich zu sabotieren. Das ist die eigentliche schlechte Nachricht vom 9. November, des „Schicksalstages der Deutschen“. Nachdem der ursprüngliche Entwurf aus dem Umweltministerium schon zuvor innerhalb des Kabinetts kannibalisiert worden war, ist der magere Kompromiss vermutlich auf Druck aus Nordrhein-Westfalen von Hannelore Kraft (SPD) zugunsten der Kohleverstromung nun vom Tisch, und die Klimakanzlerin steht mit leeren Händen da. Aber sie fährt ja auch nicht nach Marokko.

GERD DRESSLER, Kreistagsfraktion Plön B90/Die Grünen

Es wird gezögert und laviert

betr.: „Klimakonferenz. Avantgarde in der Sahara“taz vom 9. 11. 16

Die Vorzeichen dafür, dass es endlich nicht nur bei Worten und Plänen bleibt, den rasch voranschreitenden globalen Klimawandel zu bremsen, standen offenbar nicht schlecht. Doch nun, nach dem überraschenden Wahlsieg von Donald Trump, der den von Menschen verursachten Klimawandel nicht wahrhaben will, könnte sich das schon wieder geändert haben. Allerdings das hat sich nicht geändert: Schnelles und rigoroses Handeln im Klimaschutz ist dringend notwendig! Denn die Erderwärmung schreitet schneller voran als erwartet.

Doch wo steht diesbezüglich Deutschland? Einst Vorreiter im Klimaschutz, wird gegenwärtig gezögert und laviert, notwendige Maßnahmen umzusetzen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks wird in der zweiten Woche der UN-Klimakonferenz mit einem deutlich abgespeckten „Aktionsprogramm Klimaschutz 2020“ ins marokkanische Marrakesch reisen.

Was muss jetzt getan werden? Die Energiewende gegen alle Widerstände aus wirtschaftlichen Kreisen entschlossen durchsetzen, den Kohleausstieg zeitlich fixieren, den überquellenden Verkehr auf unseren Straßen begrenzen und mit Elektrofahrzeugen umweltfreundlicher gestalten. Jeder, der das begriffen hat oder künftig begreifen sollte, kann seinen persönlichen Beitrag dazu leisten – indem er seinen eigenen ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich gestaltet. Darüber nachzudenken lohnt sich!

DIETER LEHMANN, Falkenberg

War da nicht was?

betr.: „Kohle-Lobby stoppt Klimaschutzplan“, taz vom 10. 11. 16

Mit dem rüden Zusammenstreichen des bundesdeutschen Klimamaßnahmenkatalogs seiner Kollegin im Umweltressort, Babara Hendricks, kalkuliert Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel offenbar wieder einmal die vermeintliche Vergesslichkeit der Wähler mit ein. Mit Gabriel ist der Ausstieg aus der Braunkohle nach eigenen Worten nicht zu machen, auch wenn es sich um die größten Dreckschleudern und Klimakiller der Nation handelt, auch nicht, wenn Deutschland damit die Klimaziele des Pariser Vertrages verfehlen würde. Basta! Aber war da nicht was?

War es nicht ein Umweltminister Sigmar Gabriel, der vor einigen Jahren noch medienwirksam die Bundeskanzlerin per Hubschrauber zu einem gemeinsamen Arktisbesuch einlud, um sie dort nachdrücklich auf den Klimawandel aufmerksam zu machen? Jetzt ist er Wirtschaftsminister! Jetzt liegt ihm der Braunkohlebergbau am Herzen. Egal ob die Braunkohledreckschleudern weiter das Klima anheizen, egal ob Deutschland im internationalen Konzert mit leeren Händen dasteht.

Was interessiert Herrn Gabriel sein Geschwätz von gestern? Was auf derlei Politikergebaren folgen kann, hat in den USA fünf Buchstaben: TRUMP. Populisten, die versprechen, „aufzuräumen“, „klare Kante zu zeigen“, „Versprechen zu halten“, „Verlässlichkeit zu bieten“, die ernsten bedrückenden „Probleme zu lösen“. Klar: Sie machen nichts dergleichen, es wird nur noch schlimmer irrational, menschenfeindlich.

MARTIN ROTHE, Heuchelheim-Klingen

Über die Verhältnisse leben

betr.: „Ein ‚Fuck you‘ für die Mächtigen“ von Bettina Gaus,taz vom 8. 11. 16

Aus diesem wirren Schlammbad in den USA eine Analyse zu finden ist überraschend. Reale Abstiegserfahrungen nähren die rechtspopulistischen Bürgerbewegungen in den USA wie Europa. Eingeschlagen wird auf den Sack, die Mächtigen, die stete Verbesserungen prognostiziert haben. Doch wer oder was steht dahinter?

Wir leben in der OECD-Abstiegsgesellschaft auf der übernutzten Erde. Der Earth Overshootday ist vom 19. Dezember 1987 auf den 8. August 2016 gerutscht. Das ist die Richtung und Beschleunigung, in der wir uns befinden. Wie kann „gutes Leben“ für die heranwachsende Generation gelingen? Wir leben über die Verhältnisse auf Kosten anderer. In der Wirtschaft steht dafür Outsourcing.

Das alles kam im US-Wahlkampf wohl nicht hoch. Die Bundestagswahl bietet die Chance dafür.

KLAUS WARZECHA, Wiesbaden