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23. Lateinamerika Filmtage

Sechs Spielfilme, drei Dokumentationen und ein Kurzfilmprogramm aus aktuellen lateinamerikanischen Produktionen zeigt das 3001-Kino in den Originalfassungen. Die meisten mit deutschen, zwei mit englischen Untertiteln. Allein vier Filme verdanken wir dem Münchener Verleih „Cineglobal“ - echte Perlen, die uns den lateinamerikanischen Alltag näher bringen. Und als Preview läuft der neue Film mit dem großartigen, charismatischen Gael García Bernal aus Mexiko, „No!“, der erst im Januar in die Kinos kommt.

18 comidas“ (18 Mahlzeiten) Spanien 2012, R: Jorge Coira / Originalfassung mit deutschen Untertiteln

lässt uns daran teilhaben, wie 18 Menschen mit Essen und Reden einen Tag verbringen. In Galizien, da, wo finis terrae liegt, von wo nicht nur die besten Muschelgerichte kommen, sondern auch viele EinwandererInnen in Lateinamerika, weshalb die MigrantInnen aus Spanien dort teilweise auch alle „Gallegos“ heißen.

La suerte en tus manos (Das Glück in deinen Händen) Argentinien/Spanien 2012, R: Daniel Burman

ist wunderbar anzusehen. Daniel Burman, dessen „El Abrazo Partido“ es Dank des Goldenen Bären der Berlinale 2004 in die hiesigen Kinos schaffte, ist erneut eine lebensnahe Beziehungsgeschichte geglückt. Uriel ist geschieden, Vater von Otto und Sara und will sich sterilisieren lassen, um keine weiteren Kinder zu bekommen. Er trifft seine alte Jugendliebe Gloria wieder. Valeria Bertucelli, die auch die Hauptrolle in „Lluvia“ spielte, hier aber ganz anders agiert. Das Tempo des Filmes ist wie dem Rhythmus des Lebens mit Kindern entlehnt – oft passieren zwei Dinge gleichzeitig, Unerwartetes. Ein stimmiger Einblick in den Alltag der jüdischen Mittelschicht von Buenos Aires – in der sich der Regisseur gut auskennt.

Escuela Normal Argentinien 2012, R: Celina Murga

ist eine Dokumentation über die Wahl der SchülersprecherInnen an der Escuela Normal 5 de Paraná, die 1.600 SchülerInnen hat. Auch wenn der Geräuschpegel teilweise den eines Pausenhofes erreicht, anders ausgedrückt, dem eines Flugzeugs bei der Landung, so spiegeln sich in den Gesprächen und Debatten Hoffnung, Zweifel, Einsatz für Verbesserungen.

Jardin de Amapolas (Mohnblumenwiese) Kolumbien 2012, R: Juan Carlos Melo Guevara

inszeniert ruhig, sehr auf die Protagonisten konzentriert die Schwierigkeiten, als Bauer mit Sohn auf dem Land in Kolumbien mitten im Bürgerkrieg zu überleben, ohne zwischen die Fronten zu geraten. Guerrilla, Armee und die Paramilitärs der Oligarchen inszeniert der Regisseur allesamt ähnlich – als marodierende, waffenstarrende, uniformierte Banden. Und irgend wovon müssen sie ja auch leben, so dass der Vater Arbeit in einem Drogenlabor anfängt, wo die Ernte eines großen Mohnblumenfeldes verarbeitet wird. Aber die Drogenökonomie ist ebenso gewinnbringend für die Profiteure wie potenziell lebensbedrohlich für den Bauern und seinen Sohn.

Gaston Kirsche

Do - So, Kino 3001, Schanzenstraße 75 im Hof. Infos: www.3001-kino.de