LeserInnenbriefe
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Schaler Beigeschmack

betr.: „Ran an die Buletten“, taz vom 5. 11. 16

Richard Rother ist also dagegen, Fleischprodukte in Deutschland über den Mehrwertsteuersatz zu verteuern. Sein Hauptargument, Fleisch sei ein Grundnahrungsmittel, da eine fleischlose Ernährung zumindest für Kinder nicht empfehlenswert sei, ist allerdings längst widerlegt. Selbst die industrienahe Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat nichts dagegen, Kinder vegetarisch zu ernähren; die US-amerikanische Academy of Nutrition and Dietetics gibt auch für deren vegane Ernährung grünes Licht. Dass Herr Rother sich mit solchen Fleischmythen als verantwortlichen Tierverspeiser darstellen will, verfängt nicht. Es wäre auch interessant zu erfahren, wie genau seiner Meinung nach das Krebspotenzial von Fleischprodukten in die Fürsorgepflicht für sich und seine Kinder eingeht. So bekommen seine sonstigen, gewiss nicht schlechten Vorschläge wie Aufwertung von pflanzlichen Alternativen oder Aufklärung über Massentierhaltung in der Schule einen schalen Beigeschmack.

SASCHA SIEVERT,Olpe

Kein tägliches Schnitzel

betr.: „Ran an die Buletten“, taz vom 5. 11. 16

Richard Rother schreibt: Die Bundesumweltministerin (...) will den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Fleischprodukte abschaffen.“ Das irritiert mich, und zwar deshalb, weil es falsch ist. Denn ich erinnere mich richtig, dass Ihr Kollege Jost Maurin am 3. November zwar sowohl die Ministerin als auch jene Forderung in seinem Artikel erwähnt. Allerdings besteht dort kein Zusammenhang zwischen beidem, da die Idee einer Steuererhöhung aus den Federn der wissenschaftlichen Beiräte für Agrarpolitik stammen, die den Bundesagrarminister beraten. Zudem erstreckt sich deren Empfehlung auf tierische Produkte insgesamt – also auf Milch, Käse, Wurst UND Fleisch. Frau Hendricks fordert hingegen erst mal nur eine Reduzierung des durchschnittlichen deutschen Fleischkonsums, wie ihn auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Dass dies (nicht nur gesundheitlich, sondern auch im Hinblick auf den Klimaschutz) sinnvoll ist, gestehen Sie ja immerhin selbst ein.

Wenn das Pariser Klimaabkommen erfolgreich sein und der Klimawandel gestoppt werden soll, muss endlich ein Bewusstsein dahingehend geschaffen werden, dass dafür jede*r eine (Mit-)Verantwortung trägt. So anstrengend und unbequem das auch sein mag: Konsumverhalten und Lebensstil müssen reflektiert und gegebenenfalls verändert werden. Dort sollte die Debatte hingehen. Von daher fände ich es wünschenswert, wenn nicht durch falsche Behauptungen und verkürzende Darstellungen à la „Klar, Fleischmahlzeiten sind klimaschädlicher als vegetarische ...“ riskiert würde, die Diskussion ins Lächerliche zu führen. Und ja, (ausgewogene) Ernährung ist ein Grundrecht. Das tägliche Schnitzel aber nicht! DANNY KRÖGER,Düsseldorf

Preise müssen steigen

betr.: „Schlechtes Klima für Fleischfresser“, taz vom 3. 11. 16

Lebensmittel müssen teurer werden, um den Landwirten ein Einkommen zu sichern, ohne immer größer zu werden. Ob eine erhöhte „Fleischsteuer“ dazu beiträgt, bezweifle ich. Immer noch gilt: „Wachse oder weiche“; das wird vom Bauernverband gefördert, von der Politik und letzten Endes von einem Großteil der Bevölkerung gewollt. Eine Erhöhung von Steuern, ohne den Ertrag für die Landwirte zu erhöhen, verstärkt diesen Effekt. Wenn die Produkte durch die Steuer teurer werden, werden sie weniger gekauft. Kleinere Betriebe werden pleitegehen, und die großen werden noch größer und industrieller. Die Tierhaltung wird damit sicher nicht besser. Ökologisch und sozial scheint mir das auch nicht sinnvoll. Es muss möglich werden, von weniger Tieren, kleineren Betrieben leben zu können, dafür müssen die Preise steigen und diese Steigerung beim Erzeuger ankommen.

MICHAEL KAUFMANN, Schneverdingen