Bosheit und Schrecken

Was ist nur mit den Typen los? Sich hinter Clownsmasken verstecken, Leute verängstigen oder gar angreifen – das soll Spaß machen?

„Der Clown wird damit kaputt gemacht“

Folgen Claus Gieschen von Rote Nasen e. V. fürchtet, dass dem Ruf der Krankenhausclowns durch die Gruselattacken geschadet werden könnte

Claus Gieschen

Foto: Rote Nasen

72, Ex-IT-Fachmann, ist Geschäftsführer des Vereins Rote Nasen e. V. Die Clowns besuchen Patienten in Krankenhäusern und Heimen.

taz: Herr Gieschen, die Horrorclowns in Deutschland gehen seit einigen Wochen durch die Medien, der Trend zur Gruselmaskerade scheint aus den USA zu kommen. Sie aber vertreten die guten Clowns, die Patienten in Krankenhäusern besuchen. Muss man sich um das Clown-Image sorgen?

Claus Gieschen: Wir betrachten diesen Trend mit den Gruselclowns mit Sorge. Das kann Auswirkungen haben auf die Wahrnehmung der Clowns, die in Krankenhäuser oder in Pflegeheime gehen, um Patien­ten und Bewohner aufzuheitern. Wenn da etwa ein alter Mensch draußen spazieren geht und wird erschreckt von einem Maskierten, dann kann das dazu führen, dass man im Pflegeheim erst mal aufklären muss, dass die Clowns, die kommen, ganz anders sind. Einige dieser Leute sind ja auch kriminell hinter ihrer Maske. Damit wird der Clown kaputt gemacht.

Kann man gute von gruseligen Clowns schon an der Maske unterscheiden?

Unsere Clowns sehen völlig anders aus. Die haben keine Masken auf und das ganze Gesicht ist dezent geschminkt. Sie tragen eine rote Nase und zum Beispiel Hosen mit Hosenträgern, vielleicht kürzere Hosen und gestreifte Pullover. Die Bekleidung soll lustig wirken.

Es soll ja Leute geben, die Angst vor Clowns haben, auch wenn sie lustig geschminkt sind.

Unsere Clowns würden nie jemanden erschrecken. Im Krankenhaus zum Beispiel klopfen die grundsätzlich erst mal an die Tür. Und nur wenn das Kind dann sagt: ja, du kannst reinkommen, dann gehen sie in das Zimmer. Sie haben in der Regel ein Musikinstrument in der Hand, eine Ukulele oder Trommel, und singen dann ein fröhliches Lied. In den Pflegeheimen singen sie wiederum Lieder aus den 50er und 60er Jahren, das weckt positive Erinnerungen bei den Bewohnern.

Dann müssen die Clowns ja ausgebildet sein.

Diese Clowns sind geschult, es sind professionell ausgebildete Künstler, die sich für die Weiterbildung zum Rote-Nasen-Clown beworben haben, es gibt dafür eine internationale Schule in Wien. Dort kann man zum Beispiel jonglieren lernen. Vor allem aber werden sie durch erfahrene Clowns eingewiesen, wie man auf Menschen eingeht, wie man sie gewinnt. Im Krankenhaus werden sie auch von erfahrenen Clowns bei den ersten Clownsvisiten begleitet.

Kommt es denn häufig vor, dass Patienten oder ihre Eltern sagen, nein danke, bitte keinen Clown?

Wir erleben das sehr selten. Unsere Clowns werden ja auch vor jeder Visite auf der Station eingewiesen, welche Patienten auf welchen Zimmern liegen oder ob es vielleicht in manchen Zimmern besser ist, da heute nicht reinzugehen. Niemals würde sich ein Clown aufdrängen. Aber in der Regel freuen sich die Kinder auf die Clowns. Sie kommen regelmäßig einmal die Woche, da stehen die Kinder dann schon im Flur und warten auf sie.

Interview Barbara Dribbusch