Der Ölmarkt läuft wie geschmiert

Fast 80 Dollar kostet das Barell Öl derzeit, das sind rund drei Viertel mehr als zu Anfang des Jahres. Damit hat sich der Ölpreis deutlich schneller erholt als die Weltwirtschaft – ein Zeichen für eine neue Blase? Noch nicht, sagen Experten, aber sie wird kommen.

Ob die 78 Dollar pro Fass derzeit „durch die Marktdaten erklärt werden können, ist schwer zu sagen“, sagt Claudia Kemfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Aktuell gebe es keine Knappheiten, doch werde zu wenig in die Ölförderung investiert und die Nachfrage steige. Wie groß der Anteil künstlicher Spekulation am Preis sei, wisse niemand genau. „Der Markt ist intransparent“, sagt Kemfert. Wichtige Förderstaaten wie Saudi-Arabien lieferten seit Jahren die gleichen Daten über vorhandene und geförderte Mengen an Öl.

„Der Handel mit Rohstoffderivaten kommt gerade wieder in Schwung“, beobachtet hingegen Thomas Jorberg, Vorstand der Bochumer GLS-Bank. Die Banken sehen diesen Markt als „den großen Ertragsbringer der nächsten fünf bis zehn Jahre“, notiert die Börsenzeitung. Hinzukommt, dass der Handel mit Rohstoffpapieren von strengeren Finanzmarktregulierungen ausgenommen werde, sagt Jorberg. Zwar hatte es in der ersten Jahreshälfte 2008 eine Blase auf dem Ölmarkt gegeben, in der der Preis pro Barell auf 140 Dollar gestiegen war, doch wurde sie als nicht ursächlich für die Krise gewertet.

Die – spekulationsbedingt – starken Schwankungen des Ölpreises sind es, die Experten kritisieren. „Sie machen sinnvolle Investitionsentscheidungen für Unternehmen unmöglich“, sagt Stephan Schulmeister vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung. Er fordert, die Ölpreisgestaltung nicht dem Markt zu überlassen, sondern durch Abkommen zwischen Öl fördernden und kaufenden Staaten zu regeln. HEIKE HOLDINGHAUSEN