LeserInnenbriefe
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Historiker mundtot gemacht

betr.: „NS-Studie mit Nachspiel“, taz.nord vom 24. 10. 16

Als ob der VW-Konzern nicht schon genug Probleme und Skandale produziert hat. Nun soll auch noch ein kritischer Historiker mundtot gemacht werden. Der vom obersten VW-Chef Matthias Müller geforderte Kulturwandel, mehr Demokratie von unten, wird offensichtlich noch nicht von allen vollzogen. Manfred Grieger ist es unter anderem mit zu verdanken, dass sich der Konzern in den 1990er-Jahren – endlich nach über 40 Jahren – seiner Mitverantwortung an Verbrechen in der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gestellt hat. In der wissenschaftlichen Aufarbeitung des VW-Werkes im Nationalsozialismus wurde die Nähe der Konzernleitung zu den NS-Eliten herausgearbeitet. Ein Foto vom 7. Juni 1939 zeigt Adolf Hitler einträchtig neben seinem Lieblingsingenieur Ferdinand Porsche, der sein Werk nur mit Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen aufbauen konnte, bei der Besichtigung des Presswerkes. Während in Ingolstadt eine nach Richard Bruhn, einem der handelnden Personen des vormaligen Auto-Union-Konzerns, umbenannt worden ist, gibt es in Wolfsburg immer noch eine Porsche-Straße und ein Porsche-Denkmal. DIETHELM KRAUSE-HOTOPP, Destedt

Ein Comic als Hilfeschrei

betr.: „Mit Bleistiften gegen die Ignoranz“, taz.nord vom 19. 10. 16

Da zeichnen und schreiben zwei gegen das an, was sie, wie so viele von uns, mit normalem Menschenverstand nicht länger erfassen können: zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass nahezu täglich Menschen im Mittelmeer ertrinken und wir dabei zuschauen. Nun sind Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer zeitweilig Teil der Besatzung der „MS Aquarius“ geworden, die Flüchtlinge aus dem Meer rettet. Die beiden sind auch in der Flüchtlingsinitiative Neuenkirchen aktiv. Das war ihnen nicht mehr genug, denn es verhindert nicht das Ertrinken im Meer. Wann beeinflussen uns solche Schlüsselreize derart, dass wir aus dem passiv beobachtenden in ein aktiv handelndes Verhalten wechseln? Machen wir es uns nicht zu einfach, wenn wir das Abstumpfen psychologisch mit dem Argument des Selbstschutzes begründen? Zu groß das Leid, zu wenig von Seiten der Politik getan, zu menschenverachtend die Gesamtlage, zu wenig eindeutig, wie man einen Beitrag leisten kann? Die zivile Hilfsbereitschaft ist ungebrochen. Und das ist gut so in Zeiten, in denen sich rechtsgerichtete Minderheiten lautstark und zunehmend gewaltbereit in den Vordergrund spielen. Je persönlicher wir die Schicksale an uns heranlassen, umso geringfügiger wirkt gleichzeitig der Beitrag, den wir hier in Deutschland leisten können. Von Borstel und Eickmeyer wollen nun durch Graphic Novels das Leid im Mittelmeer auf der „MS Aquarius“ festhalten. Es wirkt wie ein Hilfeschrei, mit einem Comic gegen das Erstarken nationaler Abschottungstendenzen anzeichnen zu wollen. Ob die ausgewählte Zeichnung, die den Beitrag von Harff-Peter Schönherr begleitet, das trifft, was die beiden sich vorgenommen haben, bleibt fragwürdig. Eine düstere Zeichnung, wie im Bilduntertitel benannt, sehe ich in den Gesichtern, die den Betrachter anschauen, nicht. Werden hier doch Personen dargestellt, die man mit den realen Bildern erschöpfter und traumatisierter Menschen nicht so recht überein bekommen mag. Es bleibt zu hoffen, dass die Graphic Novels als Medium ihr Ziel nicht verfehlen. Und es bleibt offen, ob Zeichnungen tatsächlich mehr aufrütteln können als reale Bilder. CHRISTINE STECKER, Hamburg

Das ist Greenwashing

betr.: „Ökosiegel trotz Umweltschäden“, taz.nord vom 25. 10. 16

Diese ganzen Siegel sind mal mehr, mal weniger Greenwashing. Hier geht es um den MSC, gegründet vom WWF selber (der Kohlkopf) und dem imagepflegenden Großkonzern Unilever (der gärtnernde Bock). Speziell der WWF soll mal mit seinen Greenwashing-Aktivitäten (zertifiziertes Palmöl) zurückhaltend sein.

DA HIAS, taz.de