Das wird der Monat, der wird (11)
: Folgen der Entfranzung

VORSCHAU Heute mit öffentlich-rechtlichen Bronxen, holländischen Hoffnungen, originellem Gesundheitsdoping und dem Land Vizetinien

Aachen/Kitzbühel/Bochum, 4. November: Nach der Transformation des wortseligen Franz Beckenbauer zum Schweigebuddha leiden andere Granden des Fußball-Quasseltums unter Zusatzbelastungen. Loddar Matthäus klagt über eine eitrige Stimmbandreizung. Stefan Effenberg versucht seine Logorrhoe fahrlässig durch Darmtabletten zu bändigen. Das Arbeitsamt Bochum will Peter Neururer in einen 1-Euro-Trainerjob zwangsverpflichten, um ihn, wie es heißt, „sozialhygienisch wirksam aus der Fernseh-Bronx herauszuholen“.

Hamburg, 5. November: Auch die ARD, „beste aller denkbaren öffentlich-rechtlichen Bronxen“ (so die Vorsitzende Karola Wille), holt den Beckenbauer-Zug vom Abstellgleis. Man plane einen täglichen Einsatz von Double Olli Dietrich, „um der traurigen Entfranzung der Welt entgegenzuwirken“.

Manchester, 9. November: Kokainkonsum, Doping, Depressionen, Rücktritt, Rücktritt vom Rücktritt, Spekulationen um Schizophrenie: Das Rätsel um Tyson Fury, den angeblich verrückten Schwergewichts-Weltmeisters im Boxen, der den Kampf gegen den Deutschukrainer Wladimir Klitschko kürzlich platzen ließ, löst sich auf. Tyson wird mit zwei Wochen Verspätung („manische Phasen muss ich nutzen“) heute in den Ring steigen – gegen sich selbst. „Ich werde mich vernichten“, kündigt er an, rechnet aber „mit erheblicher Gegenwehr meiner halbselbst als Gegenüber“. Egal wer gewinnt: „Ich bleibe zumindest zum Teil Weltmeister aller Klassen.“

Köln, 11. November: Alaaf! Zum Startschuss der Karnevalssaison gibt der 1. FC Köln seine Zurückhaltung auf. „Ja, ich will in die Champions League“, sagt Manager Jörg Schmadtke, gebürtiger Düsseldorfer. Empört grätscht der Boulevard dazwischen: „Schön bescheiden bleiben, EffZeh!“, so der Express, „und nicht von einem Helau-Mann kirre machen lassen. Erst Schritt für Schritt Meister werden.“

Aachen, 18. November:Schweini ohne Asyl: Nach dem Mobbing bei Mourinchester United, zahlreichen Absagen selbst aus der US-Hollywoodliga (New York Red Bulls) oder anderer Weltengegenden („Ana will nicht nach China“), kommt aktuell Partisan Eifelstraße aus der Bunten Liga Aachen ins Gespräch. „Sicherlich ist der emeritierte DFB-Kapitän ein verdienter Spieler, der uns weiterhelfen könnte“, so Teamchef Dieter Becker, 60, „aber wir haben genug Alte, auch wenn unsere meist deutlich ältere Alte sind. Höchstens im Tor als falsche 1 hätten wir noch Bedarf.“

Dortmund, 19. November: Der große FC Unersättlich hat seine nächste Krise überwunden (zwei Angriffe in Folge ohne Torschuss) und fünfmal hintereinander gewonnen, heute 4:0 bei den wilden Lehrlingen des BVB. „Bloß keine Euphorie. Das darf erst der Anfang sein“, nuschelt die falsche 5 Manuel Neuer streng, „wir brauchen noch 37 Siege bis zum gegentorlosen Triple“.

Lake Louise, 26. November: Nach der Dopingsperre der norwegischen Langlauf-Olympiasiegerin Therese Johaug werden auch im Alpinsport viele „krankheitsinduzierte Manipulationen“ aktenkundig. Johaug hatte einer steroidhaltigen Sonnencreme die Schuld gegeben. Die medizinischen Erklärungen von gleich drei Slalomfahrerinnen: Eigenblutwäsche als Asthmaprophylaxe, Magenmittel gegen „psychogene Schleudertraumata zwischen den Torstangen“ und Anabolika zur Stärkung der Augenlidmuskulatur gegen Schneeblindheit. US-Star Lindsey Vonn, 32, beklagt „unfassbare Ausreden dieser Teenies“ und schluckt öffentlich eine Handvoll Testosterontabletten: „Sorry, folks, aber ich bin mitten in den Wechseljahren.“

Zagreb, 27. November: Gastgeber Kroatien gewinnt das Finale im Davis Cup gegen Argentinien. Damit haben „die Tennis-Gauchos“, wie der Kicker gewohnt launig wortspielt, ihr 5. Finale vergeigt. „Vizetinien: Das Leverkusen des Tennissports“ lästert der Kölner Stadt-Anzeiger nachbarschaftskundig.

Zürich, 28. November: Die Fifa ringt sich, so ihr Chef Gianni Infantino, zu „einem Minimalkompromiss“ durch. Nicht wie geplant 192 Teilnehmer sollen ab 2026 zur Fußball-WM fahren, sondern nur „bescheidene 96 Teams“, die künftig allerdings jedes Jahr. Fußballnobodys wie Tonga, Belize und die Niederlande freuen sich über steigende Qualifikationschancen. „Gruppenvierte kommen gegen die besten Gruppenfünften weiter“, das werde „sehr spannend“, so Menschheitsbeglücker Infantino. Hollandliebhaber Lothar Matthäus sagt auch etwas. Bernd Müllender