„Es war eine Auszeichnung“

Ein Kameramann bei der Wochenschau

war Kameramann bei der Wochenschau. Er gehörte zum Regierungsteam und hatte oft eine 90-Stunden-Woche. Foto: Wochenschau

taz: Herr Brandes, Sie haben ab 1955 bei der Wochenschau gearbeitet – waren das aufregende Zeiten für einen Kameramann?

Klaus Brandes: Ja, allerdings. Ich war im so genannten Regierungsteam in Bonn und habe viel mit Adenauer zusammengearbeitet. Wir waren immer da, wo etwas los war und haben für die Menschen im Kino aufgenommen, was wir gesehen haben. Das war etwas ganz anderes als das, was heute fürs Fernsehen produziert wird.

Würden Sie heute wieder Kameramann werden?

Nein, weil das freie Arbeiten nicht mehr möglich ist. Heute steht man unter der Fuchtel der Redakteure. Damals wurde man als Persönlichkeit noch geachtet und wir haben alles selbst gemacht. Das Bild, den Schnitt und den Ton. Außerdem hatten wir noch Prinzipien.

Welche Prinzipien waren das?

Wir haben nie das Gesicht eines Toten gefilmt, niemandem beim Essen oder in peinlichen Situationen gezeigt. Heute geht es ja nur noch darum und das würde ich nicht machen wollen.

Was bedeutete Ihnen diese Tätigkeit?

Es war eine Auszeichnung. Unser Wort galt. Was wir nicht machen wollten, wurde nicht gemacht. Und die Geschäftsleitung stand hinter uns. Zwar war ich in 50 Jahren Ehe nur vielleicht 25 tatsächlich mit meiner Frau zusammen, aber sie war tapfer und hat mich immer unterstützt.

60 Jahre Neue Deutsche Wochenschau: Ein Rückblick auf die frühen Jahre mit Filmen, Fachleuten und Zeitzeugen. Sonntag, 14 Uhr, Metropolis im Savoy, Steindamm 54.