Evaluation der Gleichstellung in Bremen: Mehr weibliche Chefs
Was bringt das Landesgleichstellungsgesetz? Alle zwei Jahre wird evaluiert. Ergebnis diesmal: Der Frauenanteil in Führungspositionen wächst stetig
BREMEN taz | Die Anzahl der Frauen in Leitungspositionen ist in den vergangenen Jahren in Bremen deutlich gestiegen. Das gab Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) gestern bekannt. Anlass war die Vorstellung des Berichts zur Umsetzung des Landesgleichstellungsgesetzes (LGG), der alle zwei Jahre über die Fortschritte in der Gleichstellung von Frauen und Männern informieren soll.
Der jetzt vorgestellte Bericht umfasst die Zahlen aus den Jahren 2012 und 2014 und deckt den bremischen öffentlichen Dienst sowie auch die Mehrheitsgesellschaften, an denen Bremen beteiligt ist, ab.
Der Frauenanteil insgesamt ist von 55,1 Prozent im Jahr 2010 auf 57 Prozent im Jahr 2014 gestiegen. Ein Grund dafür: Wenn männliche Kollegen in Rente gehen, werden die Stellen öfter mit Frauen nachbesetzt.
Ähnlich deutlich zeigt sich der Trend in den Leitungsfunktionen: Waren diese im Jahr 2010 nur in 37,3 Prozent der Fälle mit Frauen besetzt, konnte der Anteil im Jahr 2014 bereits auf 40,1 Prozent gesteigert werden. „Ich freue mich besonders, dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen stetig steigt und Frauen in klassisch männerdominierten Bereichen, beispielsweise der Polizei, zunehmend vertreten sind“, sagte Linnert zu den jetzt präsentierten Ergebnissen.
Tatsächlich ist der Frauenanteil bei der Polizei von 20,2 Prozent im Jahr 2010 auf 23,8 Prozent im Jahr 2014 gestiegen. In den weiteren klassischen Männerdomänen ist der Anteil indes fast gleich geblieben: In der Forschung arbeiteten 2014 42,7 Prozent, im Strafvollzug sind es nur 21,4 Prozent. Und Feuerwehrfrauen gibt es kaum welche: Hier lag der Frauenanteil 2014 ebenfalls fast unverändert bei nur 3,2 Prozent. Und das, obwohl die Feuerwehr Bremen im Jahr 2013 extra einen Frauenförderplan auf den Weg gebracht hat. Erklärtes Ziel ist es demnach, „den Frauenanteil im feuerwehrtechnischen Dienst zu erhöhen“. Dazu wurde auch auf die bis zur Einführung des Frauenförderplanes geltende Altersgrenze von maximal 26 Jahren verzichtet – viel gebracht hat das bisher allerdings nicht.
Umgekehrt interessieren sich nach wie vor wenig Männer für Kochen und Putzen, jedenfalls nicht im öffentlichen Dienst: Bei den RaumpflegerInnen und dem Küchenpersonal liegt der Frauenanteil immer noch bei 97,7 Prozent. Dafür verdienen sie im Durchschnitt rund eine Gehaltsstufe schlechter als die Männer. „Das hat natürlich mit den hohen Frauenanteilen in den niedrig entlohnten Stufen wie in den Bereichen Raumpflege, Küchendienst oder Betreuung zu tun“, erklärt die Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe. Auch wenn das Land Bremen an diesem gesamtgesellschaftlich „leider unverändert statischen Lohngefüge“ nur bedingt etwas ändern könne, wünsche sie sich „in der Darstellung mehr Transparenz und damit eine differenziertere Ursachenanalyse“, kommentiert Hauffe.
Führend sind Frauen weiterhin in der Teilzeitarbeit. Während nur 12,7 Prozent der Männer in Teilzeit arbeiten, liegt der entsprechende Anteil unter den Frauen bei 52,2 Prozent. Bemerkenswert ist jedoch, dass der Anteil der Teilzeit arbeitenden Männer steigt, je höher die Laufbahngruppe ist. Bei den Frauen ist es umgekehrt: Haben sie einmal eine höhere Laufbahn erreicht, arbeiten sie weniger in Teilzeit als in niedrigeren Laufbahnstufen.
Ulrike Hauffe, Landesfrauenbeauftragte für Bremen
Ulrike Hauffe fasst den aktuellen Bericht so zusammen: „Frauen haben von Jahr zu Jahr deutlich bessere Chancen.“ Dass inzwischen 42,6 Prozent aller Führungspositionen im Geltungsbereich des LGG mit Frauen besetzt seien und damit der Frauenanteil hier noch einmal zugelegt habe, sei eine gute Nachricht: „Vereinbarkeit ist möglich.“
Auch Karoline Linnert ist mit der Wirkung des Landesgleichstellungsgesetzes zufrieden, das nunmehr seit fast 26 Jahren gilt: „Seitdem hat sich viel getan. Der positive Trend der vergangenen Jahre setzt sich weiter fort“, sagte die Senatorin. Die Frauenförderung zeige Wirkung: „Aber das Thema Gleichstellung wird uns auch in den nächsten Jahren weiter beschäftigen.“
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