LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Besseres gewohnt

betr.: "Revoltion der Geschlechter", taz vom 19. 10. 16

Nein, diesmal falle ich nicht drauf rein. Die erste Seite ist ganz offensichtlich von der Wahrheit gekapert worden, um einen größtmöglichen Shitstorm bei der politisch korrekten Leserschaft hervorzurufen. Aber, liebe Wahrheitsredakteure, schwaches Bild. Für eine Satire auf die Revolution der Geschlechter reichen ein paar in Eizellen umgewandelte Stammzellen nicht aus. Ohne Reagenzglasschwangerschaft oder Leihmütter – da wären die Flüchtlinge doch mal zu was nütze – sowie Milchammen und ukrainische Kindermädchen wird es nicht klappen mit der Befreiung der Frauen vom Gebärzwang. Wer will schon mit Mitte 40 von schreienden Babys geweckt werden? Hat man dafür Karriere als Lobbyistin eines Pharmakonzerns gemacht?

Da bin ich von der Wahrheit doch eigentlich bessere, sprich lustigere Texte gewohnt. FLORIAN NELLE, Pulheim

So nicht!

betr.: "Belgien kann Ceta nicht zustimmen", taz vom 25. 10. 16

Während die Bundesregierung keinen Bedarf sieht, die Befürchtungen der Bürger um das Freihandelsabkommen Ceta ernst zu nehmen, zeigt sich, dass es denn doch ein Land in der EU gibt, das die Befürchtungen seiner Bürger sich zu Herzen nimmt und zum Freihandelsabkommen mit Kanada sagt "so nicht"! Auch in Deutschland gibt es Proteste gegen die Freihandelsabkommen TTIP und Ceta, und diese sind nicht gerade klein, aber sie finden bei der Bundesregierung und allem bei Wirtschaftsminister Gabriel kaum Gehör! Doch wer den Bedenken in seinem Land kein Gehör schenkt, der kann auch das Vertrauen in seine Politik nicht zurück gewinnen! RENÉ OSSELMANN, Magdeburg

Das Ziel verfehlt

betr.: "Kampf um Krebsmedikamente", taz vom 19. 10. 16

Werden Krebspatienten lebenswichtige Medikamente vorenthalten, weil der Gemeinsame Bundesausschuss aus "formal-methodischen Gründen" keinen Zusatznutzen erkennen kann? Diese Lesart der Pharmaindustrie sollte die taz nicht unkritisch übernehmen.

In der gesetzlich geregelten frühen Nutzenbewertung geht es nicht um Formalitäten, sondern um den wissenschaftlich belegten Fortschritt gegenüber der herkömmlichen Therapie. Nur wenn ein Zusatznutzen nachgewiesen ist, darf die Industrie Höchstpreise verlangen. Dieses Ziel wurde vom Hersteller Astra Zeneca verfehlt, da er in seinen eingereichten Nutzenbelegen Äpfel mit Birnen verglich: anstelle eines Direktvergleichs des neuen Medikaments Osimertinib mit der herkömmlichen Therapie präsentierte die Firma "historische" Kontrollgruppen aus früheren Studien, die zum Teil andersartige Lungentumore hatten. Damit war ein aussagekräftiger Vergleich der Behandlungsverfahren nicht möglich. Haarhoff zitiert gläubig die Onkologie-Fachgesellschaft, die im Sprachduktus des Pharmamarketings von einer "optimalen, gezielten Behandlung" mit Osimertinib schwadroniert. Eine bestmögliche, also tatsächlich optimale Krebsbehandlung würde zur endgültigen Heilung führen, statt das Leben nur um einige Monate zu verlängern, und wäre, anders als Osimertinib, frei von schwerwiegenden Nebenwirkungen.

THOMAS LEMPERT, Berlin

Ein dicker Brocken

betr.: "Die Zukunft desIrak entscheidet sich in Mossul",taz vom 21. 10. 16

23 Außenminister versuchten in Paris zu "klären, wer zukünftig Mossul regiert und wie die Zukunft in den anderen vom IS kontrollierten Gebieten aussehen könnte". Wahrlich ein dicker Brocken für den Westen, der ja nach der "Befreiung" des Irak oder Afghanistans nur schlechte Erfahrungen gesammelt hat.

Ich hätte da einen Vorschlag: Warum orientiert man sich nicht an Rojava (Nordsyrien), das sich unter kurdischer Führung selbst befreit hat, sich nun selbst verwaltet und sich gegen den IS erfolgreich verteidigt? Sogar die Frauen haben sich dort selbst befreit. Seither leben dort die Menschen mit unterschiedlichen Sprachen, Religionen und sonstigen Identitäten friedlich zusammen. Übrigens ohne die bestehenden Staaten und Grenzen infrage zu stellen: im "demokratischen Konföderalismus" nach den Ideen der PKK, von Öcalan. Und ohne sich von außen, von den Nachbarstaaten, vom "Westen" oder "Osten" etwas vorschreiben zu lassen.

PKK, Öcalan ... das sind doch "Terroristen"! Für Erdogan. Für die westlichen Regierungen. Für die taz auch? Für die Jesiden, welche den Shengal (zwischen Mossul und der syrischen Grenze) bevölker(t)en, sind es die Retter vor dem Völkermord 2014.

INGO SPEIDEL, Stuttgart

Bioplastik wird Humus

betr.: "Wegwerf-Nesspresso für Grüne", taz vom 24. 10. 16

Im aktuellen Artikel wird behauptet, dass organisches Material aus Bioplastik-Verpackungen zu CO2 und Wasser kompostiert. Das hieße, dass beim Kompostieren nur Gas und Wasser übrig bleibt? Bei meinem Kompost wird die organische Masse in wertvollen Humus umgebaut, der Böden verbessert und düngt. Auch das Argument, dass konventionelle Kompostanlagen zu kurze Kompostierzeiten für Bioplastik haben, sollte nicht gegen Bioplastik sprechen, sondern für eine längere Kompostierzeit!

Außerdem gibt es diese Biokaffee-Kapseln versandverpackungsfrei auch im gut sortierten Bioladen.

STEFAN SCHLEPÜTZ, Dortmund