LeserInnenbriefe
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Wie in der alten Nazizeit

betr.: „Unsensibel und hinterfotzig“, taz.nord vom 18. 10. 16

Das geschilderte dreiste Vorgehen der Behörden in Hannover, damals rechtlich per Dekret abgesichert, kennt man ja schon aus der (alten) Nazizeit. Ruth Freitag berichtet als Überlebende des Holocausts im kürzlich erschienenen Buch „Nichts konnte schlimmer sein als Auschwitz“: „Juden hatten für jede Beschädigung jüdischen Eigentums selber zu bezahlen und die Trümmer wegzuräumen.“

Ist es jetzt schon wieder so weit? Muss man selbst das nüchterne Hannover künftig in so etwas wie einem Land Nieder-Sachsen verorten? Zu hoffen bleibt, dass das Verwaltungsgericht seine Lektionen aus der Geschichte gelernt hat und die Stadt Hannover ihre ohnehin unrechtmäßige Räumungsaktion selber bezahlen lässt.

MICHAEL LEHMANN, Padingbüttel,Übersetzer des Buchs

Bekanntes Strickmuster

betr.: „Ortstermin am Sund“, taz.nord vom 20. 10. 16

Die Vorgehensweise der DB AG bei der Ertüchtigung der Fehmarnsundbrücke kommt einem bekannt vor. Vorsätzlich unterlassene Sanierung und Instandhaltung, die die DB AG aus eigenen Mitteln bestreiten muss, um dann das gesamte Bauwerk durch eine Neuinvestition zu ersetzen, die der Bund, das heißt: der Steuerzahler, bezahlt.

Das ist auch die wahre Motivation der DB AG bei der Schließung des Fern- und Regionalbahnhofs Hamburg-Altona und der geplanten Verlagerung nach Diebsteich. Diese gilt als Neuinvestition und wird nahezu vollständig vom Bund bezahlt. Hier geht es um mindestens 360 Millionen Euro. Manche sprechen von Gesamtkosten bis zu einer Milliarde Euro. Die Dreistigkeit der DB AG geht hier sogar so weit, dass sie auch noch die Stadt den Abriss der alten Bahnsteiganlagen, Brücken und Tunnels sowie die Dekontaminierung der Böden bezahlen lässt. Und die Freie und Hansestadt Hamburg ist auch noch so dumm, sich auf dieses Spiel einzulassen.

Gut, dass jetzt langsam einige Politiker im Bund aufwachen. Diesem trickreichen Spiel der DB AG muss ein Ende bereitet werden. In Hamburg Altona fordert die Bürgerinitiative „Prellbock-Altona“, den Regional- und Fernbahnhof Altona am gegenwärtigen Standort zu modernisieren und das Gleisvorfeld neu zu ordnen, um schnellstmöglich Flächen für den dringend benötigten Wohnungsbau frei zu bekommen.

MICHAEL JUNG, Hamburg, Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock-Altona

Schlussstrich unter das Projekt

betr.: „Ortstermin am Sund“, taz.nord vom 20. 10. 16

Jedem sollte doch klar sein (Frau Hagedorn eingeschlossen), dass die jetzige Fehmarnsundbrücke als Verbindungsstück zwischen dem deutschen Autobahnnetz und dem geplanten Tunnel nach Dänemark völlig ungeeignet ist. Es ist auch komplett unverständlich, dass die bestehende Brücke im Bundestag nur unter dem Aspekt Schienenverkehr betrachtet wird. Die vorhandenen zwei Fahrspuren stellen für das ganze Projekt ein unvertretbares Nadelöhr da. Und für Lkws wird die Brücke jetzt schon regelmäßig bei Böen gesperrt.

Eine Sanierung dieses Bauwerks wäre ein Schildbürgerstreich und ein krasser Fall für den Bundesrechnungshof. Will man also das gesamte Projekt der neuen Verkehrsachse nicht gefährden, kommt man um einen vierspurigen Neubau über den Fehmarnsund nicht herum. Das sind zusätzliche Kosten, die sich die Politik gerne sparen würde, zumal der Ausbau der Schienenwege für Deutschland schon teuer genug wird.

Am besten wäre sowieso, der Bund würde endlich einen Schlussstrich unter das verkehrsplanerisch überflüssige Projekt ziehen. Dann kann man ja über die Sanierung der bestehenden Brücke noch mal nachdenken.

HARTMUT GRAF Hamburg