Werkstattgalerie: Der kunstvolle Klecks: Farbschüttungen von Rudolf zur Lippe
Auf dem Foto im Flyer ist es gut zu sehen. Auf dem Boden liegen breite weiße Papierfahnen die große Halle lang ausgerollt und ein zierlicher Mann gießt Farbe darauf. Es sind also schwerlich Kleckse, die am Ende auf dem Papier zu finden sind. Da hat der Schöpfer dieser Farbschüttungen, der Philosoph Rudolf zur Lippe völlig Recht und schlägt deshalb vor: „Dann wenigstens Kleckse mit An- und Auslauf“.
Der Klecks ist die poetische Form des Flecks, die surreale, künstlerische Form des Flecks, der ein ganz wesentliches Ereignis des Alltags ist, ärgerlich, aber Achtung heischend – weil er die Regel, die Ordnung bricht. Form, die wir Menschen automatisch suchen, sind sie alle: Fleck, Klecks und die gestische Malerei, die Schüttungen in herrlichem Rot, die Rudolf zur Lippe im Projektraum in der Werkstattgalerie ausstellt. Auffliegende Vögel sind ihr Grundmotiv, ein überaus komplexes Gebilde also und es ist eine Lust seine absichtsvolle, kluge Reduktion auf den weißen Papierbahnen zu beobachten. Den breiten Pinselstrich, der auffliegt und den dichten, nun ja, Farbklecks, in dem das Schwirren und Schweben gehalten ist. WBG
Bis 29.10., Mi.–Fr. 14–19 Uhr, Sa. 13–17 Uhr, Eisenacher Str. 6
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