Ausgezeichnet: Wecker, der sich versteckt

Wissenschaftler erhalten einen Antinobelpreis für Forschungen, „die nicht wiederholt werden sollten“

BERLIN taz ■ Für einen rollenden Wecker, Hundehoden-Prothesen und einen Einblick ins Gehirn einer Heuschrecke haben Forscher die IG-Nobelpreise 2005 erhalten. Bei dieser Auszeichnung handelt es sich um den kleinen Stiefbruder des Nobelpreises. Sie wurde am Donnerstagabend im ehrwürdigen Sanders Theater der Harvard University in Cambridge, im US-Bundesstaat Massachusetts, vergeben.

Das Motto der Jury: „Je absurder, desto preiswürdiger“. So wurde in der Kategorie Ökonomie Gauri Nanda vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) für seinen Spezialwecker geehrt. Dieser rollt nach dem Druck auf die Schlummertaste weg, versteckt sich hinter einem Schrank oder unter dem Bett. Und der aus dem Schlaf Geschreckte wird gezwungen, das Bett zu verlassen. Das Komitee rechtfertigte den Preis in der Kategorie Ökonomie damit, dass viele produktive Arbeitsstunden gesichert werden könnten.

Der IG-Nobel wurde bei der diesjährigen 15. Preisverleihung in zehn verschiedenen Sparten vergeben. Darunter Physik, Chemie, Frieden, Literatur und Geschichte der Agronomie. Die Anzahl und Sparten werden von der Jury flexibel gehandhabt.

Für seine Hundehoden-Prothesen erhält der Amerikaner Gregg A. Miller den Medizinpreis. Die so genannten Neuticles dienen als Ersatz für herausoperierte Hoden und seien in drei Größen und Dichten zu haben.

Der Bremer Meeresbiologe und Antarktisforscher Professor Victor Benno Meyer-Rochow gewann in der Kategorie „Dynamik der Flüssigkeiten“. Er ging der Frage nach, welcher innere Druck sich in Pinguinen aufbaut, wenn sie scheißen. Damit die Tiere nicht ihren Brutplatz verlassen müssen, spritzen sie ihren Kot etwa 40 Zentimeter weit von sich. Das Ergebnis, vor zwei Jahren veröffentlicht in der Fachzeitschrift Polar Biology: „Zwischen 10 und 60 Kilopascal, weit oberhalb dem Druck, den ein Mensch für diese Aufgabe aufbringen kann“.

Meyer-Rochow konnte zu seinem Bedauern nicht an der Preisverleihung teilnehmen. Er ließ es sich aber nicht nehmen, auf seiner Webseite (www.meyer-rochow.com) seine Freude über den Preis kundzutun. Die meisten Preisträger nahmen an den Feierlichkeiten teil. Denn diese Auszeichnungen für „Forschungen, die nicht wiederholt werden können, oder besser nicht wiederholt werden sollten“ ist keine Schande. Das gilt auch, obwohl das englische Wort „ignoble“ in etwa „unwürdig“ bedeutet. Die Preise werden von „echten Nobelpreisträgern“ überreicht. Der diesjährige Nobelpreisträger für Physik, Roy Glauber, engagiert sich beim IG Nobel seit zehn Jahren: Er fegt jedes Jahr die Papierflugzeuge zusammen, die bei der Preisübergabe zu Ehren der Gekürten vom Publikum in die Luft geworfen werden. WOLFGANG LÖHR