Hartz unter Verdacht

In der VW-Affäre ermittelt die Staatsanwaltschaft jetzt auch gegen den Ex-Personalvorstand. Es bestehe der „Anfangsverdacht einer Untreue“

AUS HANNOVERKAI SCHÖNEBERG

Zuletzt wäre es ihm noch lieb gewesen, wenn seine Reformideen wenigstens nicht mehr seinen Namen getragen hätten. Inzwischen hat Peter Hartz nicht einmal mehr einen guten Ruf zu verlieren. Denn der Strudel der Korruptionsaffäre beim Autobauer Volkswagen hat ihn jetzt voll erfasst. Die Justiz ermittelt auch gegen den früheren VW-Personalvorstand. Hartz sei „jetzt Beschuldigter im VW-Verfahren“, hieß es gestern in einer Mitteilung der Braunschweiger Staatsanwaltschaft. Bislang besteht der „Anfangsverdacht einer Untreue“. Beweise für seine Schuld gibt es noch nicht, und auch ein Urteil ist in weiter Ferne – falls es überhaupt zu einem Prozess kommt.

Bei der Überprüfung der Zeugenaussage des 64-Jährigen im Rahmen der Schmiergeld- und Lustreisenaffäre hätten sich Anhaltspunkte dafür ergeben, dass Hartz Kenntnis von „Spesen und Vergünstigungen gehabt und diese gebilligt oder unterstützt haben könnte“, begründete die Staatsanwaltschaft die Einleitung der Ermittlungen. VW teilte mit, die Staatsanwaltschaft habe „in den ehemaligen Arbeitsräumen von Dr. Hartz verschiedene Unterlagen sichergestellt“.

Die Spekulationen über seine Verstrickung in das „System VW“, das als Synonym für Filz zwischen IG Metall, Betriebsrat und Personalrat bei Europas größtem Autobauer gilt, überschlagen sich seit Monaten. Dabei geht es einerseits um teure Lustreisen auf Kosten von Volkswagen, mit denen angeblich Betriebsräte geschmiert worden sein sollen.

Andererseits haben die Ermittler ein Geflecht von Tarnfirmen im Visier, über das sich der frühere VW-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer sowie Ex-Skoda-Personalchef Helmuth Schuster bereichert haben sollen. Beide waren im Zuge der Affäre von VW entlassen worden, beide gelten als enge Hartz-Vertraute. Genau wie Exbetriebsratschef Klaus Volkert, der seine Beteiligung an dem Geflecht bereits zugegeben hat.

Noch in der vergangenen Woche hatte die Staatsanwaltschaft nach einer sechsstündigen Vernehmung von Hartz befunden, es gebe keinen Anfangsverdacht. Hartz hatte erklärt, dass es möglicherweise zu lasche Spesenkontrollen in seiner Abteilung gegeben habe: „Kontrollen der Verwendung von Geldmitteln“ hätten bei VW offenbar nicht im nötigen Umfang stattgefunden. Er selbst habe nichts davon gewusst, aber als Personalvorstand dafür die Verantwortung übernommen. Deshalb sei er Anfang Juli zurückgetreten.

Am Donnerstag dann hatte die Staatsanwaltschaft den einstigen Hartz-Untergebenen Gebauer verhört, gegen den sie wegen Untreue und Betruges ermittelt. Sein Mandant habe „ausgiebig geantwortet. Er hat Ross und Reiter genannt“, sagte Gebauers Anwalt, der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki.

Gebauer, der gegen seine Entlassung bei VW klagt, hatte nicht nur stets behauptet, er sei nur der „Kammerdiener“ im Auftrag seines Chefs Peter Hartz gewesen, er war auch mit Details über VW-Lustreisen an die Presse gegangen.