CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Dänische Delikatesse

Die Kommune I in Westberlin befeuert noch immer die Fantasien der Menschen – auch international. Die Macher der exquisiten dänischen Politthriller-Reihe „Protectors“ haben die vorerst letzte Folge um zwei Menschen gebaut, die im Tohuwabohu der legendären Wohngemeinschaft erste amouröse und agitatorische Erfahrungen sammelten. Später ging die Britin Claire Thornton (Diana Quick) dann in die Politik und ihr deutscher Lover Christoph Meyer (Wolf Roth) als RAF-Mitglied in den Untergrund. So unterschiedlich können Biografien trotz gleicher Startbedingungen verlaufen.

40 Jahre später stehen sich die beiden in Kopenhagen wieder gegenüber: sie als britische Umweltministerin, die auf einer Klimakonferenz für härtere Klimaschutzauflagen streiten will; er als Kopf einer internationalen Gruppe von Öko-Anarchisten. Wer sind die Guten, wer die Bösen? Der Frontverlauf ist nicht ganz klar – was die Arbeit für die Personenschützerin Jasmina El-Murad (Cecilie Stenspil) und ihre Kollegen besonders schwierig macht.

Während deutsche Themenkrimis ihre aufklärerische Botschaft oft ein wenig schwerfällig vor sich her schieben (man will ja auch niemandem auf die Füße treten), zeigte die am Sonntag ausklingende skandinavische Reihe (Konzeption: „Adler“-Produzent Sven Clausen) Mut zum Risiko: In hohem Tempo wurden hier brisante Themen ins Bodyguard-Szenario gehoben – und das Sujet dabei von allen Seiten beleuchtet. Dem Publikum wurde am späten Sonntagabend Konzentrationsbereitschaft abverlangt.

Islamismus und Karikaturenstreit, Neonazismus und Nato-Einsätze – das alles wurde mit der schnellen Taktung des Lebensretterkrimis verarbeitet und präsentiert. Spannung für den mündigen Fernsehzuschauer muss man das wohl nennen. In Dänemark, das hört man gerne, wurde gerade die zweite Staffel abgedreht.

„Protectors – Auf Leben und Tod“, So., 22.00 Uhr, ZDF