LeserInnenbriefe
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Die Kirche ist ein Milliardenkonzern

betr.: „Böhrnsen wird Reformations-Botschafter“, taz.bremen vom 13. 10. 16

Wenn Politiker jeglicher Couleur kurz nach ihrer aktiven Zeit bei Wirtschaftsunternehmen anheuern, geht oftmals ein Aufschrei durch die Gesellschaft. Der Wechsel von Ronald Pofalla zur Deutschen Bahn oder der von Eckart von Klaeden zur Daimler AG sind nur zwei Beispiele. Wenn aber ein ehemaliger Ministerpräsident wie Jens Böhrnsen zum Milliardenkonzern Kirche wechselt, ist dies medial nur eine Randnotiz wert. Auch wenn es sich in seinem Fall als Kirchenlobbyist um ein Ehrenamt handelt, ist eine kritische Betrachtung angebracht. Schließlich war er es, der Ende 2012 in seiner Funktion als Bürgermeister und Präsident des Senats vorschlug, den Reformationstag zum Feiertag zu machen, um damit die Wirkung der Kirche und ihren Einfluss auf die Gesellschaft zu stärken. Gerne auch dauerhaft, wie er damals im Weser-Kurier anmerkte. Heute nun ist er Botschafter der Kirche für eben diesen Feiertag. Eine engere Verknüpfung ist kaum möglich. Dabei würde Bremen, mit 49 Prozent Kirchenmitgliedern in der Bevölkerung und gleichzeitig 75 Prozent christlich begründeter Feiertage, ein konfessionsfreier Feiertage für alle guttun. Es ist zu hoffen, dass Carsten Sieling als sein Nachfolger mehr im Interesse aller Bremer handelt, statt religiöse Gruppen zu bevorzugen. Es ist Zeit für ein Feiertagsgesetz, dass die individuellen Interessen der Bevölkerung stärker berücksichtigt, statt ihr religiöses Brauchtum und Verbote aufzuzwingen.

MAURICE MÄSCHING, BREMEN