„Bin ich ein Hausmann? Nee, so habe ich mich nie gesehen“, sagt Petja Bartels. Links die Tanzlehrerin Foto: Amélie Losier

Der Super-Vater

Bei unserer ersten Tochter Loki war meine Frau noch angestellt. Sie hat dann ein Jahr Elternzeit genommen, ich die zwei Vätermonate. Da haben wir irgendwie gar nicht drüber nachgedacht, das hat sich so ergeben. Als dann vor drei Jahren Ava geboren wurde, hatte Anna sich inzwischen als Architektin selbstständig gemacht. Das ging gut los, Anna hat gleich gut verdient. Jedenfalls mehr als ich: Ich arbeite als Sozialarbeiter mit autistischen Kindern. Noch nicht mal mein Chef verdient vernünftig.

Als Ava geboren wurde, steckte sie jedenfalls gerade mitten in einem wichtigen Projekt. Die Auftraggeber hätten eine Pause nicht verstanden. Sie hat nur die acht Wochen Mutterschutz genommen, und ich habe bei Ava die komplette Elternzeit übernommen. Und mir danach auch gezielt eine neue Stelle gesucht, bei der ich maximal zwei, drei Tage in der Woche arbeiten muss.

Ich bin nicht so der Karrieretyp. Ich arbeite ganz gerne. Ich mache aber auch ganz gerne andere Sachen. Musik zum Beispiel, ich hatte ein paar Jahre lang ein Bandprojekt.

Bevor Ava geboren wurde, hatte ich schon mal ein Jahr Auszeit genommen: Nach 15 Jahren im Job hatte ich das Gefühl, jetzt ist es auch mal gut.

Anna ist da anders, fokussierter. Es war deshalb bei uns vor allem auch eine pragmatische Entscheidung – zumal meine Frau eben auch einfach besser verdient. In meinem Bekanntenkreis sind wir mit unserem Modell alleine. Aber ich habe mich eigentlich nie gefragt, ob ich da vielleicht eine komische Rolle als Mann einnehme.

Petja Bartels

Ich habe mich eigentlich nie gefragt, ob ich da vielleicht eine komische Rolle als Mann einnehme

Was soll das Rumgearbeite?

Ich glaube, mir hat sich der Sinn, den viele aus klassischer Erwerbsarbeit ziehen, einfach nie erschlossen. Mein Vater hat immer viel gearbeitet. Der war maximal am Wochenende da. Da habe ich mich schon als Kind immer gefragt: Was soll dieses ganze Rumgearbeite? Ich hatte nie die Idee, mein ganzes Leben mit Arbeit vollzukleistern.

Aber nur die Familie? Hm, nein, das wäre mir dann auch wieder zu – zäh. Wenn ich nur die anderen Mütter morgens in der Kita treffen würde und einmal die Woche den Kindertanz hätte – da muss ich übrigens nachher hin. Also, das ist übrigens schon ein bisschen erniedrigend als Mann. Noch schlimmer war dieser Babymassagekurs, den ich mit Loki gemacht habe. Da war ich echt alleine unter Müttern. Und dann dieses Rasseln, hallo, ich bin der Papa. Nee, da habe ich die Segel gestrichen.

Bin ich ein Hausmann? Nee, so habe ich mich nie gesehen. Anna würde sich auch totlachen, wenn ich das behaupten würde. Es ist eher so, dass Anna das Familienleben organisiert – Arzttermine, Schulkram – und ich bin da und führe aus. Ich bin im Haushalt ziemlich unbrauchbar. Wenn die Spülmaschine läuft, so wie jetzt, habe ich das Gefühl, eigentlich auch genug gemacht zu haben. Anna sagt abends oft zu mir: „Also, was hast du denn gemacht?“ Wenn ich mal drei Stunden freihätte, dann würde ich nicht dasitzen und ein Buch lesen. Deswegen kommt bei uns auch ab und an mal die Putzfrau.

Elterngeld (Plus): Wird für 12 Monate nach der Geburt gezahlt und beträgt 65 Prozent des Nettoeinkommens, maximal aber 1.800 Euro. Wenn der/die PartnerIn mindestens 2 Monate in Anspruch nimmt, wird für 14 Monate gezahlt. Seit dem 1. Juli 2015 kann man in der Elternzeit Teilzeit arbeiten und sich den Einkommensausfall im Vergleich zum gearbeiteten Stundenumfang vor der Geburt des Kindes (teilweise) ersetzen lassen – das Elterngeld Plus.

Partnerbonus: Wenn beide Eltern nach der Elternzeit (gemeinsam) für 4 Monate in Teilzeit gehen und maximal 25–30 Stunden in der Woche arbeiten, wird das Elterngeld nochmal entsprechend verlängert.

Nach der Elternzeit kommt die Kita: Knapp 46 Prozent der Unter-drei-Jährigen in Berlin werden dort betreut. Der Bundesschnitt liegt bei gerade mal 33 Prozent. Tatsächlich steigen die Betreuungsquoten in Berlin seit Jahren: Noch-Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat seit 2012 knapp 50 Millionen Euro in rund 20.000 neue Kitaplätze investiert, bis 2020 sollen 30.000 weitere Plätze folgen.

Problem: Die Nachfrage steigt schneller, als ausgebaut wird. Laut Familienbericht 2015 des Berliner Beirats für Familien­fragen gibt die Senatsbildungsverwaltung den „planerisch noch nicht unterlegten“ Kitaplatz­bedarf mit rund 4.000 Plätzen bis 2020 an. (akl)

Petja Bartels, 41 Jahre, arbeitet mit autistischen Kindern bei einem sozialen Träger in Steglitz-Zehlendorf; zwei Töchter: Loki, 8, und Ava, 3.

Protokoll: Anna Klöpper