LeserInnenbriefe
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Filmreife Handlung

betr.: Syrer feiern Festnahme“, „Ungefragte IS-Experten“,taz vom 12. 10. 16

Wer bitte wunderte sich ernsthaft darüber, dass der gesuchte Terrorist und Syrer den Behörden von den eigenen Landsleuten auf dem Silbertablett serviert wurde?

Die Quintessenz dieser filmreifen Handlung hat einen exemplarischen Charakter und wird seit eh und je von vielen gebetsmühlenartig wiederholt: Nicht Kampfjets, Wirtschaftssanktionen und das Stärken unmenschlicher Diktaturen bekämpfen den Terror effektiv, sondern das nächste Umfeld. Diese Terroristen sind wie Fische. Verschont das Wasser, in dem sie zu schwimmen versuchen. Verschont es. Haltet es sauber, habt damit Gnade. Es wird diese dreckigen Fische schon vergiften, ersticken und ausspucken. SAAD EDDINE FIDAOUI, Buchholz

Vorbildliches Verhalten

betr.: „Von drei Landsleuten überwältigt“, „Kanzlerin Merkel dankt Syrern“, taz vom 11. 10. 16

Durch ihr kurz entschlossenes Handeln haben drei Syrer wahrscheinlich einen Sprengstoffanschlag mit vielen Toten verhindert! Ihnen gebührt großer Dank.

Wer sich auf herausragende Weise um die Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht hat, kann für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen werden. Ich finde, das ist in diesem Fall angemessen, und es wäre ein deutliches und auch schönes Zeichen: Wer so mutig zum Schutz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung beiträgt, all dem, was die Fanatiker des IS so hassen, sollte, egal ob Deutscher oder Syrer, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden, als Dank für vorbildliches Verhalten. Die AfD mag es ärgern, aber vielleicht wacht einer von denen dann ja endlich auf! MATTHIAS BACKES, Berlin

Eine Provokation

betr.: „Streit unter Grünen. Daimler-Boss darf doch reden“,taz vom 11. 10. 16

Schon wieder so eine Provokation! Ich habe bisher noch keinen Antrag gesehen, der fordert, dass im konzertierten Betrugsmanöver der – auch von einem Josef Fischer beratenen – Autoindustrie weitere Aufklärung betrieben wird. Geschweige, dass Staatsanwälte Betroffenen Rückhalt geben, indem sie strafrechtlich ermitteln. Was soll bei einem Auftritt Zetsches herauskommen?

Warum lädt man nicht die Hersteller der DHL-Elektrofahrzeuge ein, die es auch ohne die Thinktanks aus Süddeutschland hinbekommen haben, tausendfach bezahlbare Paketzustellfahrzeuge herzustellen?

Der Automobilwahn spaltet übrigens die Gesellschaft: Immer noch gibt es genügend Prestigekäufer, die sechsstellige Beträge in die Neuanschaffung oder 500 Euro monatlich für ein Statusgefährt investieren. Im Übrigen haben Daimler, BMW & Co auch schon erkannt, dass in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München kein Blech mehr hineinpasst, und bieten – nur dort – eigene Car-Sharing-Modelle an.

Wir müssen auch grünen Mandatsträgern austreiben, sich selbstverliebt in den Polstern der Luxusgefährte an den Wählern vorbeikutschieren zu lassen. DIETMAR RAUTER, Kronshagen

Erfreulicher Widerstand

betr.: „Grüne Diskurskultur. Kuscheln mit dem Daimler-Chef“,taz vom 11. 10. 16

Ulrich Schulte hat einen sehr klugen Kommentar geschrieben, der auf den Punkt bringt, warum Daimler-Chef Zetsches Einladung zum Grünen-Parteitag kontrovers ist: Die Grünen, die sich noch aufregen, ärgern sich ja nicht über die Person als solche, sondern über eine weitere überflüssige Verbeugung vor einem einflussreichen Industrieunternehmen, das vieles tut, um das Klima zu schädigen. Faktisch scheint hier die Motivation einiger Grüner durch, mit möglichst wenig Widerstand in Amt und Würden zu gelangen. Die Grünen unterliegen einem normalen, aber eben deshalb nicht normativ richtigen Prozess, nämlich der Korruption einer Partei durch die Interessen ihrer Funktionäre. Das ist nichts Besonderes. Erfreulich ist der Widerstand dagegen.

MICHAH WEISSINGER, Essen

Das war’s dann – forever

betr.: „Daimler-Boss darf doch reden“, taz vom 11. 10. 16

Was wollen die Grünen denn noch alles anstellen, um sich überflüssig zu machen? Dieses Signal, einen mächtigen Vertreter der Rüstungsindustrie und der Autoabgasbetrügereien einzuladen, mag zwar in dem schwäbischen Kaff imponieren, in dem Özedmir aufgewachsen ist, es wird aber die Glaubwürdigkeit der Partei endgültig ad absurdum führen. Es ist eine Wegweisung in die genau falsche Richtung.

Es wäre ein gutes Signal, eine Hoffnung, würden die Grünen eine/n Exponenten von Sipri, Pro-Asyl, Greenpeace, Amnesty International oder Oxfam einladen. Dieses Anschleimen an CSU/CDU/FDP-Positionen erklärt sich allein, wenn der Ursprungsgedanke der Grünen aufgegeben wurde und stattdessen Karriere und Parteispenden die Leitlinien geworden sind.

Wenn Zetsche wirklich eingeladen bleibt, dann ist dies der Anfang vom Ende der einst mutig angetretenen Partei. Sie wird zum Müll trennenden Fortsatz der wirtschaftshörigen Großparteien verkommen. Ein paar Bio-Champagner trinkende SUV-Apologeten mögen sie noch wählen, weil es gerade Mode ist, danach war’s das dann – forever.

FRITZ LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbach