LESERINNENBRIEFE
:

Deutsche Waffen, deutsches Geld …

■ betr.: „Empörung über Panzer-Deal“, 4. 12. 2012

Die Bundesregierung hat im Jahr 2011 5,4 Milliarden Euro Rüstungsexporte genehmigt. Lese ich die Berichte über die deutschen Waffenlieferungen, so fällt mir der Spruch ein: „Deutsche Waffen, deutsches Geld morden mit in aller Welt.“ Algerien möchte Fregatten und „Fuchs“-Radpanzer, Indonesien 100 „Leopard“- und 50 „Marder“-Schützenpanzer, Saudi-Arabien will außer „Boxer“-Radpanzern auch noch 270 „Leopard“-Panzer kaufen, alles Kriegsgerät, das zur Aufstandsbekämpfung geeignet ist. Panzerfäuste an Israel sind Waffen für den Häuserkampf gegen Palästinenser im Gazastreifen. Deutsche Waffen sind an vielen Kriegen beteiligt. Sie bringen Kriege in Gang. Sie müssen verboten werden. Um die Arbeitsplätze zu erhalten, müssen sich die Rüstungsbetriebe auf die Produktion ziviler Güter umstellen (Rüstungskonversion).

EVA BÖLLER, Bremen

Stoppt die Waffenlieferungen

■ betr.: „Der geschlossene Ring um Jerusalem“, taz vom 5. 12. 2012

Der Staat Israel hat nie eine Zwei-Staaten-Lösung für Palästina und Israel gewollt. Schon 1948 während des „Unabhängigkeitskriegs“ wurden die Palästinenser nicht nur von den Terrorgruppen Irgun und Sternbande, sondern von der Haganah systematisch aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertrieben. Das ist in Israel ein Tabuthema. Der israelische Historiker Ilan Pappe hat das faktenreich in seinem Buch „Die ethnische Säuberung Palästinas“ nachgewiesen. Die kontinuierliche und aggressive Siedlungspolitik insbesondere konservativer Hardliner vom Schlage Scharon und Netanjahu ist nur die Fortsetzung dieser Politik mit anderen Mitteln. Schon seit Jahrzehnten wird Jerusalem im Osten mit Großsiedlungen umbaut, unter anderem als militärischer Ring zur „Verteidigung“.

Die einzige Sprache, die israelische Politiker verstehen, ist der Stopp von Waffenlieferungen (Stichwort U-Boote) und Finanzhilfen. Papierene Proteste und diplomatische „Waffen“? Darüber lachen die nur, UN wird in Israel mit „United Nothing“ übersetzt. Die deutsche Regierung hätte sich wenigstens dem Votum anderer europäischer Staaten wie Frankreich und Großbritannien und der Zustimmung zum UN-Beschluss zum Beobachterstatus Palästinas anschließen können und müssen. JÜRGEN FIEGE, Bremen

Noch lebt die „Frankfurter Rundschau“

■ betr.: „Im Feuilleton tranken sie Wein“, taz vom 1./2. 12. 2012

Über diesen langatmigen Nachruf auf eine Zeitung, die noch gar nicht gestorben ist, habe ich mich über alle Maßen geärgert. Befragt wurden für diesen Text drei längst gekündigte oder gegangene sozialdemokratische Jammerlappen, die mit Sicherheit bis heute den doppelseitigen Reiseberichten aus dem vergangenen Jahrhundert nachweinen. Was diese Zeitung alles richtig gemacht hat, wird verschwiegen. Es ist nicht wahr, dass die Kernressorts Politik und Wirtschaft aufgegeben worden wären. Wer Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau nebeneinander legt, wird erleben, dass vom gemeinsamen Redaktionspool eher die FR profitiert – weil sie ausführlicher auch über das berichtet, was in Berlin passiert. Was die FR von anderen Zeitungen unterscheidet, ist auch nicht ihr sozialdemokratisches Profil, sondern der Blick auf entwicklungspolitische Themen und auf Themen wie Klimaschutz oder Verbraucherpolitik. Ein Medium, das immer noch mehr als 80.000 Leser bindet, ist noch nicht ganz verschwunden. Ich drücke den FR-Mitarbeitern die Daumen. Vielleicht wird eine Genossenschaft aus dem Blatt. Die Finanzierung durch Mäzene oder Stiftungen könnte die Rundschau sogar zu einem Pionier dessen machen, was auf die Medienbranche zukommt. PETER HAUFF, Frankfurt am Main

Westdeutsch provinziell geblieben

■ betr.: „Im Feuilleton tranken sie Wein“, taz vom 1./2. 12. 2012

Als Leser der Berliner Zeitung versuchte ich nach meinem Umzug vergeblich, in der Frankfurter Rundschau Spuren der BLZ wiederzufinden, die über einige gemeinsame Artikel hinausgingen. Die westdeutsche Provinzialität der überregional auftretenden FR blieb von der Teilsymbiose mit der BLZ unberührt.

In deren Überwindung aber lag das eigentliche Potenzial der Symbiose: die Einstellung der FR und – mithilfe der dabei freigesetzten personellen Ressourcen – die Entwicklung der BLZ hin zu einer überregionalen Zeitung, die nicht von den altbundesrepublikanischen Zentren aus berichtet, sondern von der Hauptstadt ausgehend einen kosmopolitischen Blick auf die Berliner Republik wirft, zu der auch die neuen Bundesländer gehören. SEBASTIAN PAMPUCH, Marburg