Freiheit für das Smartphone

TELEFONIEREN Apple und Android dominieren den Markt der Betriebssysteme für die Touchscreen-Handys. Doch bald soll es eine unabhängige Alternative von den Entwicklern des Firefox-Browsers geben

Es ist zu erwarten, dass Mozilla den Markt aufrüttelt

C. ELBRECHT, VERBRAUCHERZENTRALE

BERLIN taz | Wer heute ein Smartphone kauft, stellt sich meist die Frage: Android oder Apple? Android, das Betriebssystem von Google, und Apples iOS schafften es im dritten Quartal zusammen auf einen Marktanteil von über 85 Prozent. Der Großteil entfällt mit knapp 73 Prozent auf Android, so das US-Marktforschungsinstitut Gartner. Weitere Anbieter, wie Research In Motion von Blackberry oder das auf dem PC-Markt starke Microsoft, bleiben im einstelligen Bereich, freie Systeme wie Cyanogenmod fristen ein Nischendasein.

Bald könnte es jedoch ernst zu nehmende Konkurrenz geben für die beiden Platzhirsche. Im kommenden Jahr will Mozilla ein eigenes Betriebssystem auf den Markt bringen. Mozilla ist vor allem für seinen Browser Firefox bekannt, ein frei nutzbares Open-Source-Produkt. Es ist derzeit in Deutschland der am meisten genutzte Browser.

„Wir befinden uns noch in einem sehr frühen Stadium, aber wir glauben, dass wir die Anziehungskraft für einen Massenmarkt haben“, sagt Brendan Eich, Technischer Leiter bei Mozilla. Die ersten Geräte mit dem neuen System sollen Anfang 2013 zunächst auf dem lateinamerikanischen Markt erhältlich sein. Netzbetreiber wie Telefonica oder die Deutsche Telekom habe man bereits als Unterstützer gewonnen.

Verbraucherschützer sehen die Alternative positiv. „Es ist zu erwarten, dass das den Markt aufrüttelt“, sagt Carola Elbrecht, Referentin beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Ihre Hoffnung: dass die Verbraucher zu der Alternative greifen und durch zunehmende Konkurrenz auch bei den anderen Anbietern ein Umdenken einsetzt.

„Der Verbraucher hat momentan nicht wirklich die Wahl – die vorhandenen Systeme sind sich alle sehr ähnlich“, sagt Elbrecht. Und das auch in ihren Nachteilen. Denn an dem Betriebssystem hängt das Portal, über das die Nutzer ihre Apps – kleine Programme für das Mobiltelefon – herunterladen. Der vzbv klagt dabei sowohl gegen Google als auch gegen Apple. Die Begründung: Vor allem in den Regelungen zum Datenschutz, die die beiden Anbieter auf ihren Portalen treffen, finde sich Rechtswidriges. „Die Nutzer müssen wissen, was mit ihren Daten passiert“, fordert Elbrecht. Das werde heute nicht immer eingelöst, auch nicht bei besonders sensiblen Informationen wie Standortdaten, die die Konzerne gerne über die Smartphones sammeln.

Entscheidend für einen Erfolg von Mozilla wird sein, ob sich genug Entwickler finden, die interessante Apps für das System programmieren. Andere Anbieter kämpfen dabei mit allen Mitteln: So lockt Microsoft Entwickler mit finanzieller Unterstützung. Doch Leopold Baillard von der Free Software Foundation Europe weist auf einen Vorteil von Mozilla hin: die Anhängerschaft. „Hinter Mozilla steht eine starke Community, dort sind natürlich auch eine Menge Entwickler drin.“ SVENJA BERGT