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Galerie PankowSelbstreflexiver Pop: Florian Merkels Fotografien 2010–2016

Florian Merkel, „Hieronymus“, 2015 Foto: Florian Merkel

Florian Merkel ist ein künstlerisches Mehrfachtalent. 1961 in Chemnitz geboren, ist er nicht nur als Fotograf, als Maler und Grafiker bekannt, sondern auch als Performer, Filmer und Musiker. Sein interdisziplinäres Leben und Arbeiten schlägt sich glücklich in seiner Fotografie nieder. Sie ist nämlich nicht immer das, was sie zu sein scheint, jedenfalls ein Stück weit.

Da fasziniert etwa die Aufnahme eines schönen jungen Mädchens, das sich eine Schweppes-Flasche unters Kinn geklemmt hat, nicht nur weil es einfach ein gelungenes Porträt ist, sondern weil merkwürdige Farben und viele grüne, über die Oberfläche verstreute Punkte einen artifiziellen Aspekt in das Bild hineintragen, der den geglückten Schnappschuss widerlegt und den Umgang mit dem Fotoapparat und der Fotochemie, in diesem Fall das Haltbarkeitsdatum überdauerndes Filmmaterial, thematisiert.

Der selbstreflexive Schachzug schaut dann sehr malerisch aus, ein bisschen Polke-haft. Ein guter Schuss Pop, gerade wie ihn dieser exerzierte, scheint in allen Arbeiten, die Florian Merkel jetzt in der Galerie Pankow zeigt, zu entdecken sein. Ganz heftig etwa bei den Goldgrund hinterlegten Frauen von „Argument“, „Morgenduft“ und „Mittagsglut“. Mit Thomas Bernhard, den Bundespräsident Joachim Gauck bei seinem Empfang am Wochenende zu Ehren der Fotografie, den versammelten Fotografen – darunter Florian Merkel – zumutete („Wir leben in zwei Welten … in der wirklichen , die traurig und gemein ist, und der fotografierten, die durch und durch verlogen ist, aber für den Großteil der Menschen die gewünschte und die ideale ist“) hat der sicher keine Schwierigkeiten. WBG

Bis 30. 10., Di.–Fr. 12–20 Uhr, Sa. + So. 14–20 Uhr, Breite Str. 8

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