Die fünf Typen der Motormanipulation

Mobilität Der Untersuchungsausschuss zum Abgasbetrug bringt etwas Licht in dunkle Labors

BERLIN taz | Illegale Abschaltungen der Abgasreinigungssysteme bei Dieselautos sind ein weit verbreitetes Phänomen. Diese Auffassung vertrat Peter Mock vom International Council on Clean Transportation (ICCT) am Donnerstag im Bundestagsuntersuchungsausschuss zur Aufklärung der Abgasaffäre. Bislang seien fünf Typen von Abschalteinrichtungen bekannt geworden. Allen gemeinsam sei, dass die Fahrzeuge erkennen würden, wann sie sich im offiziellen Testmodus befinden. Die Abgasreinigung funktioniere dann nur im Labor vollständig. Dies sei illegal.

Typ 1 sei der von VW verwendete Modus, bei dem der Motor anhand eines Geschwindigkeitsprofils erkenne, ob er sich im Test befinde, so Mock. Typ 2 sei der von Fiat, bei dem sich die Abgasreinigung nach 22 Minuten abschalte, weil der offizielle Test nach 20 Minuten ende. Typ 3 sei die Erkennung von Warm-/Kalt-Starts, und Typ 4 seien die sogenannten Thermofenster, bei denen sich die Abgasreinigung bei Unterschreitung einer bestimmten Außentemperatur abschalte, weil der offizielle Test bei 20 bis 30 Grad gefahren wird. Typ 5, von Opel verwendet, sei der am schwierigsten zu entdeckende, weil hier mehrere Parameter kombiniert würden, etwa Luftdruck und Temperatur.

Um Manipulationen künftig zu verhindern, seien Straßentests ein Schritt in die richtige Richtung, so Mock. „Aber sie sind nicht die Lösung; standardisierte Tests können immer manipuliert werden.“ In Zukunft brauche es auch Überwachungen von Autos im Kundenbesitz, wie es in den USA funktioniere. „Dafür brauchen wir bei uns starke Behörden, die Sanktionen aussprechen können.“

Software-Manipulationen in der Motorsteuerung von Autos seien prinzipiell erkennbar, sagte der Lübecker Programmierer Felix Domke. Es sei durchaus möglich, Einblick in eine Software zu bekommen, auch wenn der Hersteller das nicht unterstütze. Für Domke ist schwer vorstellbar, dass solche Software-Manipulationen nachts von drei Ingenieuren heimlich allein gemacht werden. Die Motorsteuerung sei eine sicherheitskritische Angelegenheit, entsprechend streng dürften die internen Software-Überprüfungen sein. „Alles, was passiert, war so gewünscht.“

Die VW-Tochter Audi ist laut Medienberichten offenbar tiefer in die Dieselbetrugsaffäre verstrickt als bislang eingestanden. Bereits 2007 habe ein Ingenieur einem größeren Kreis von Managern des Autoherstellers in einer E-Mail geschrieben, dass man es „ganz ohne Bescheißen“ nicht schaffen werde, die US-Grenzwerte beim Schadstoffausstoß von Dieselwagen einzuhalten, hieß es.

Richard Rother