Nicht verpassen!
: Ein Sack Gerste

„Die Zwanziger Jahre“, 21.45 Uhr, ARD

Optisch ist aus den Zwanzigerjahren nichts Neues mehr rauszuholen, und auch historisch kann man dieses Jahrzehnt getrost als gut erforscht betrachten. Trotzdem ist die dreiteilige Dokumentation, die heute startet und noch an den folgenden zwei Montagen zu sehen ist, mehr als nur die Anreihung der ewig gleich zuckenden Bilder. Quasi als Ergänzung zur neuen Zeitreise-Doku-Soap „Abenteuer 1927 – Sommerfrische“, die morgen um 18.50 Uhr startet, zeigt die ARD hier, was sie bei ihrem Wohnexperiment in einem herrschaftlichen Landhaus weglässt: die Kulturgeschichte dieser Epoche. Von der Kinobegeisterung bis zur Allgegenwärtigkeit der Stummel und Krücken der Kriegsversehrten erzählt „Die Zwanziger“ anschaulich und unterhaltend vom Alltag. Dabei fallen sowohl die große Politik als auch die künstlerischen Avantgarden weg, es geht halt um den kleinen Mann. Doch wie der seine Kinder unter die Höhensonne steckt, um sie vor Rachitis zu schützen oder seinen Teppich auf dem Land für einen Sack Gerste eintauscht, dem wird hier liebevoll die Chronistenpflicht erwiesen. HPI