Loser-Truppe bleibt sauber

MANIPULATION Fußball-Viertligist SC Goslar holt einen Punkt – in einem Spiel, das verschoben werden sollte

Goslar muss im Stadion von Eintracht Braunschweig an der Hamburger Straße spielen, weil der DFB das Goslarer Stadion als Regionalliga-untauglich eingestuft hat.

■ Der Gemeinderat Goslars entscheidet am Mittwoch, ob die Stadt 250.000 Euro zum Ausbau des Goslarer Stadions zuschießt.

■ Sponsoren müssten für die übrigen 1,2 Millionen Euro aufkommen, die ein Ausbau des Stadions kosten soll. Die Sponsoren stehen bereit. (ror)

Kaum war Lars Möhlenbrock dreckverschmiert und verschwitzt vom Platz gestakst, da hatte ihn schon der Deutsche Fußballbund (DFB) in Beschlag genommen. Möhlenbrock, 22, Torwart des Goslarer SC 08, hat seine Geschichte schon ein paar Mal erzählt, nun berichtete er Erwin Bugar, der im Kontrollausschuss des DFB für die Regionalligen zuständig ist. Denn hier befinden wir uns, in der Regionalliga Nord. Und zwar an deren Schwanz. Und wir befinden uns mitten in einem Bestechungsskandal, der den DFB auf Trab bringt, auch wenn Bugar an Krücken durchs Stadion humpelte.

Was Möhlenbrock erlebt hat? Er wurde am Mittwochabend während des Trainings von einem Mann angesprochen, kaum älter als er selbst. Der stellte sich als „Markus aus Bremen“ vor, sah aber „eher südländisch“ aus.

Wahrscheinlich stimmen weder Name noch Bremen, denn sein Anliegen war faul: „Der fragte mich, ob ich daran interessiert bin, ein Spiel zu verschieben.“ 1.500 Euro sollte der Keeper bekommen, wenn er das Spiel des abgeschlagenen Tabellenletzten, Goslar, am Samstag gegen den Vorletzten Wilhelmshaven „negativ beeinflusse“. Dieses Spiel vor 280 Zuschauern endete durch ein Tor in der letzten Sekunde der Nachspielzeit für Goslar mit 2 : 2 (1 : 1) – und Möhlenbrock hielt gut.

Möhlenbrock sollte 750 Euro sofort, den Rest nach Spielende bekommen. Er sollte noch einen Spieler mit hineinziehen. Zur Sicherheit. Wie genau das Spiel ausgehen sollte, hörte Möhlenbrock sich nicht an. „Ich bin aus allen Wolken gefallen“, sagt er.

Es entspann sich ein Dialog, „in dem mich der Typ regelrecht bedrängte“, bis ihn der Keeper stehen ließ. „Markus aus Bremen“ sagte nicht, in wessen Auftrag er handelt. Er trug eine Kapuzenjacke. Möhlenbrock hat das Gefühl, dass es sich um „was Kommerzielles“ handelte. Also die Wettbetrüger.

Möhlenbrock, der nicht auf den Kopf gefallen ist, sah das Auto, merkte sich das Kennzeichen und ging zu seinem Trainer Goran Bajaktarević. Das geschah alles vor der großen Fußball-Bestechungs-Pressekonferenz der Bochumer Polizei. Unverzüglich informierten Trainer und Spieler den Staffelleiter und die Polizei. Letztere ermittelt.

„Ich versuche, das Richtige zu machen“, sagt Möhlenbrock, „ich verkaufe doch sonst mein Team und den Sport, den ich liebe.“ Das würde er „für kein Geld der Welt machen“.

Wenn beim Bestechungsskandal das eine oder andere zusammenbricht, an Glauben, Liebe und Hoffnung in Bezug auf den Fußball, dann gibt es da beim Goslarer SC immer noch einen Jungen im Tor. Kein großer Keeper. Aber ein großer Sportler.

ROGER REPPLINGER