„Wo ist das Problem?“

Vorschlag Der Reformer Stefan Liebich begrüßt den Vorstoß von Wagenknecht und Bartsch

Stefan Liebich

Foto: Die Linke

Der 43-jährige Bundestagsabgeordnete gehört zum Flügel der Reformer, also zu den Rechten unter den Linken.

taz: Herr Liebich, Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch reklamieren für sich die Doppel-Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl. Was halten Sie davon?

Stefan Liebich: Dietmar und Sahra haben es geschafft, unsere Fraktion auf einen gemeinsamen Weg zu bringen. Das war keine Selbstverständlichkeit. Deswegen, glaube ich, wären sie die richtigen Spitzenkandidaten für die Linke.

Satzungsgemäß hat der Parteivorstand das Vorschlagsrecht. Was hat Wagenknecht und Bartsch bewogen, das Karl-Liebknecht-Haus zu über­gehen?

Die beiden wissen, wie bei uns die Gremien funktionieren. Dennoch kann man sagen, wozu man bereit ist. Und dann müssen die, die dafür zuständig sind, die Entscheidung treffen.

Die Parteichefs Kipping und Riexinger können aber auch für sich reklamieren, die Partei befriedet zu haben. Wären die beiden nicht genauso fähig zur Spitzenkandidatur?

Katja Kipping und Bernd Riexinger haben die Partei in einer Zeit befriedet, als die Flügel miteinander im Streit lagen. Damals stand Dietmar Bartsch auf der einen Seite, Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine auf der anderen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass Katja und Bernd damals die Initiative ergriffen haben, das zu beenden.

Noch einmal: Würden Sie auch Katja Kipping und Bernd Riexinger als Spitzenkandidaten unterstützen?

Die Gremien werden klug entscheiden, wer unsere Spitzenkandidaten werden. Und ich werde dann die getroffene Entscheidung unterstützen. Sie haben mich gefragt, was ich von der Bereitschaft von Dietmar und Sahra, zu kandidieren, halte. Und davon habe ich nichts zurückzunehmen.

Hätten Kipping und Riexinger also keinen Grund, sich übergangen zu fühlen?

Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch haben ein Angebot formuliert. Wo ist das Problem? Und es ist ja nicht vom Himmel gefallen. Die SpitzenpolitikerInnen in unserer Partei sind zu dem Thema sicher seit Längerem im Gespräch. Offenkundig ist kein gemeinsames Vorgehen erreicht worden. Sauer sein ist keine sinnvolle Kategorie in der Politik. Interview Anja Maier