Auf-der-Stelle-Treten mit dem Angstgegner

ZWEITE BUNDESLIGA Mittelmäßig in die Winterpause: Der FC St. Pauli verliert mit 0:3 gegen Erzgebirge Aue

Diese Saison wird als eine des Umbruchs in die Geschichte des Vereins eingehen

Der FC St. Pauli hat die Chance verpasst, den Anschluss an das Mittelfeld der zweiten Fußballbundesliga herzustellen. Gegen den Angstgegner aus Aue, dem die Hamburger in den vergangenen drei Spielen nur einen Punkt abtrotzten, patzten sie gestern erneut – und verabschiedeten sich bei der letzten Heimpartie mit einer 0:3-Klatsche von den Fans. Dabei zeigte die Mannschaft von Trainer Michael Frontzeck allzu deutlich auf, warum derzeit am Millerntor nur Mittelmaß regiert.

Nach dem Trainerwechsel Mitte der Hinserie spielt das Team zwar insgesamt erfolgreicher – aber nicht brillant. Zwar ist das Selbstbewusstsein der Akteure zurück, doch fehlt dem Team eine Spielkultur, an der sich die Handschrift des Trainers ablesen lässt. Weil Stammkräfte wie Fabian Boll und Florian Bruns verletzungsbedingt ausfallen, während Marius Ebbers’ Formkrise anhält, steht in der Offensive meist ein Quartett auf dem Platz, das dem Teenie-Alter so eben entwachsen ist.

Die Konsequenz, auch jetzt wieder gegen Aue: viel Bemühen, wenig Ertrag. Dass die Hamburger die technisch stark limitierten Gäste zu wirklich keiner Phase des Spiels beherrschten, lag nicht nur an der undefinierbaren Untergrundmischung aus Rasenresten und lehmigem Sand.

Zudem wusste St. Pauli den Abgang von Max Kruse, der jetzt für den SC Freiburg die Bundesliga aufmischt, bislang nicht zu kompensieren. Wodurch der Abteilung Attacke Lenker und Vollstrecker zugleich fehlen. Tore fallen deshalb fast nur noch, wenn Daniel Ginzek trifft. Der bullige Stürmer, aus Dortmund geliehen, erzielte sechs der letzten elf Tore und vergab sogar noch einen ganzen Schwung Möglichkeiten.

So ist St. Pauli nach dem Spitzenduo Herta BSC und Eintracht Braunschwieg zwar die Mannschaft, die in der Hinrunde die meisten Großchancen herausgespielt hat – aber von allen 17 Ligakonkurrenten hat nur der MSV Duisburg noch weniger Treffer erzielt. Auch gestern lautete das Verhältnis der Chancen 6:6, das Ergebnis am Ende aber, eben, 0:3 für Aue.

Während im Hamburger Angriff Struktur, Kreativität und Effizienz fehlen, lässt die Abwehr oft Kontinuität und Konzentration vermissen. Kassierten St. Pauli gegen die Spitzenteams aus Braunschweig, Berlin und Kaiserslautern zuletzt nur insgesamt zwei Tore, patzte die Verteidigung gestern wiederum bei allen drei Treffern: Erst wurde Jan Hochscheid in der 49. Minute weder von Markus Thorandt noch von Christopher Avevor entscheidend gestört, dann wurde Jakub Sylvestr vor seinem Schuss zum 0:2 (76.) gänzlich allein gelassen. Kurz vor Spielende genügte dem eingewechselten Andreas Wiegel eine einfache Körpertäuschung, um Gegenspieler Patrick Funk zu brüskieren – und zum dritten Tor.

St. Pauli, erst mal auf Platz 12, droht in der Rückrunde die Langeweile des Tabellen-Niemandslands. Für den Abstieg zu stark, für einen Aufstieg viel zu schwach, wird diese Saison als eine des Umbruchs in die Geschichte des Vereins eingehen. Auch deshalb richtet Sportchef Rachid Azzouzi den Blick längst in die kommende Saison. Bis August gilt es den Pauli-Kader so umzubauen, dass der spätestens für 2015 angepeilte Wiederaufstieg in die Bundesliga – wenigstens – vorstellbar wird.  MAC