Debatte über neue Nachbarn

FLÜCHTLINGE II Eine geplante Sammelunterkunft im reichen Bremer Stadtteil Schwachhausen stößt bei CDU und Anwohnern auf Kritik. Im Ostertor-Viertel fand ein Petition für ein Asylheim große Unterstützung

Die Lage in der Luxusgegend könnte die Flüchtlinge zum Stehlen verführen

Bremens Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) plant, im Stadtteil Schwachhausen eine Unterkunft für Flüchtlinge einzurichten. Schwachhausen ist eine der wohlhabendsten Gegenden der Stadt und hier soll eine ehemalige internationale Privatschule für etwa 60 Menschen hergerichtet werden – als Notunterkunft, falls die Flüchtlingszahlen weiterhin steigen. Wie zuvor im links-alternativen Ostertor-Viertel meldeten AnwohnerInnen Bedenken an.

„Die Schule ist als Wohnung für Familien nicht geeignet“, sagt Ansgar Matuschak, Sprecher der CDU-Beiratsfraktion Schwachhausen. Bei Umbaumaßnahmen für eine temporäre Unterbringung müsse man die Kosten bedenken, auch mögliche Außenduschen störten das „moralisch-ethische Empfinden derer, die in der Unterkunft wohnen und derer drumherum“. Laut Ortsamtsleiterin Karin Mathes (Grüne) befürchten AnwohnerInnen, die Lage in der Luxusgegend könne die Flüchtlinge zum Stehlen verführen. Am 20. Dezember wird der Beirat über die Unterkunft debattieren.

Im Ostertor-Viertel fand unterdessen eine Petition „für ein weltoffenes Viertel“ innerhalb von sechs Tagen 1.331 UnterstützerInnen. „Wir haben uns über die populistische Ja-aber-Debatte geärgert“, sagt Tanja Kaller, die die Petition eingereicht hat. Einige AnwohnerInnen hatten sich gegen die neue Sammelunterkunft im Viertel gewendet, teilweise mit fremdenfeindlichen Aussagen (taz berichtete). Das sei aber nur eine kleine Gruppe gewesen.

„Nur mit guter Stimmung geht es nicht“, sagt der Leiter des Ortsamts Mitte, Robert Bücking (Grüne). Mit dem Sozialressort stehe er in Verhandlung, um die Betreuung auszuweiten. Für das Asylheim in Ostertor solle es einen Hausmeister und einen Pförtner geben, der auch nachts ansprechbar sei, sowie eine halbe Stelle für einen Sozialarbeiter. Die soziale Betreuung zu vernachlässigen sei „leichtfertig“, sagt Bücking, „dann organisiert man sich ein Problem“.  JPB