AUS SOWETO KOMMT DIE AVANTGARDE GLOBALER FUSSBALLKULTUR
: Makarapas und Vuvuzelas

VON MARTINA SCHWIKOWSKI

Nebensachen aus Johannesburg

Ein Stadionbesuch am Wochenende ist für Fußballfans in Südafrika ein schrilles Erlebnis. Dafür sorgt nicht nur das Dauer-Tröten der Vuvuzelas, der lärmenden Plastiktrompeten, sondern auch das kuriose Gebilde auf den Köpfen der Fans: die Makarapa. Das Sotho-Wort beschreibt eigentlich den harten Schutzhelm, den die Kumpels in Südafrikas Bergwerken unter Tage tragen. Jetzt ist Makarapa der neue Kult im Stadion. Rivalisierende Fans tanzen und wetteifern fröhlich um den wildesten Kopfschmuck, der über ihren bunt bemalten Gesichtern thront. Dazu sitzen riesige Brillen auf ihren Nasen.

Erfinder der umgearbeiteten Grubenhelme ist Alfred Baloyi. Er schmückte bereits vor dreißig Jahren seinen Helm mit den Farben seiner Lieblingsmannschaft, den populären Kaizer Chiefs im Township Soweto. Damals wollte er sich damit vor Flaschen schützen, die im Eifer der Spielbegeisterung schon mal durch die Luft flogen. Dann fing er an, in seiner kleinen, einfachen Werkstatt nahe Johannesburg Helme auf Bestellung zu verzieren. Baloyi zeichnet Figuren auf den Plastikhelm, schneidet sie mit einem Teppichmesser aus, klappt sie aus dem Helm und bemalt sie. Die Ideen sind über die Jahre kühner und bizarrer, die Helme höher geworden, dazu ragen Hörner und Fahnen an den Seiten heraus. Fußball ist in Südafrika ohne Makarapa kaum noch denkbar. Und Baloyi handelte sich den Spitznamen „der Magistrat“ ein, weil er über die Bestimmung seiner Helme urteilt.

Das künstlerische Talent des 53-Jährigen wuchs in ein ansehnliches Geschäft, und die einzigartige Fan-Ausrüstung aus Südafrika wird jetzt mit der nahenden Fußballweltmeisterschaft international vermarktet. Seine Helme sind so beliebt, dass er sich mit einer Marketingfirma und einem Studio zusammentat. 31 Künstler sind unter Vertrag. In einem renovierten Lagerhaus in Johannesburg Stadt stellen sie die begehrten Hüte her, die nach Baloyis Entwürfen maschinell hergestellt werden – bis zu 400 am Tag, Stückpreis 15 bis 40 Euro.

Präsident Jakob Zuma hat einen. Der brasilianische Fußballstar Ronaldinho und angeblich auch Fifa-Chef Sepp Blatter. Nun träumt der Makarapa-Macher davon, dass Fans aus aller Welt im nächsten Jahr einen maßgeschneiderten Helm kaufen: „Stell dir vor, du machst den Fernseher an und siehst ein Fußballspiel des englischen Teams, und die Fans tragen unsere in Südafrika hergestellten Makarapas – das wäre toll.“