heute in hamburg
: „Senat tut zu wenig“

UMWELT In der Hafencity wird diskutiert, wie die Städte zum Klimaschutz beitragen können

Manfred Braasch

Foto: BUND

52, ist Geschäftsführer des Umweltverbandes BUND. Davor hat er im Verbraucherschutz gearbeitet.

taz: Herr Braasch, wie bedeutend sind Städte für den Klimaschutz?

Manfred Braasch: Die Städte sind extrem bedeutend, weil in Zukunft bis zu 80 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben werden und diese Städte so klimafreundlich wie möglich organisiert werden müssen.

Welche Möglichkeiten gibt es dafür?

Häufig unterschätzt wird der Wärmebereich: Wie sind die Häuser gedämmt, wie sind sie mit Heizungen ausgestattet? Das ist eine zentrale Frage. Zudem müssen die Städte die Mobilität so klimafreundlich wie möglich organisieren. Davon ist Hamburg noch weit entfernt.

Wie groß ist der Handlungsspielraum?

Die Städte gehen von einer gewachsenen Struktur und von einer eher klimaschädlichen Technik aus. Sie haben aber Gestaltungsmöglichkeiten, wenn es darum geht, Konversionsflächen neu zu bebauen, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen und in Bebauungsplänen den Klimaschutz zu berücksichtigen. Der Spielraum der Städte, die sich ja laufend erneuern, ist in den nächsten Jahren immens.

Was tut Hamburg?

Deutlich zu wenig. Im Neubau, wo 10.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden, warnt die Wohnungswirtschaft vor weiteren Umweltauflagen. Es wird also nur das Notwendigste, was gesetzlich vorgeschrieben ist, getan, und kein innovativer Ansatz Richtung Passiv- oder Niedrigenergiehäuser von der Stadt vorbereitet. Wir sind auch bei der Energieversorgung der Quartiere noch nicht auf einem klimaneutralen Entwicklungspfad. Die realen Emissionszahlen zeigen, dass Hamburg deutlich von den notwendigen Einsparerfordernissen beim CO2 entfernt ist.

Wer bremst den Klimaschutz?

Der Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), der immer von technischen Lösungen spricht. Damit kommen wir bei der Mobilität nicht weiter. Die Wohnungswirtschaft muss ihren Teil beitragen und natürlich auch die Energieversorgungsunternehmen. Wir haben ein Mahnmal für eine verfehlte Klimaschutzpolitik mit dem Kraftwerk Moorburg mitten in der Stadt. So etwas darf nicht noch einmal passieren.

Interview: Gernot Knödler

Diskussion „Können Kommunen unser Klima retten“ mit Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne), Dag Schulze (Klimabündnis), Martin Oldenland (B.A.U.M.), Harry Lehmann (Umweltbundesamt), Rüdiger Siechau (Stadtreinigung): 14 Uhr, Kesselhaus, Sandtorkai 30. Anmeldung unter: www.klimawoche.de