LeserInnenbriefe
:

taz.die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin

briefe@taz.de | www.taz.de/zeitung

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

BGE würde helfen

betr.: „Hartz IV. Menschen werden ausgegrenzt“, taz v. 22. 9. 16

Anhebung des Hartz-IV-Satzes ist nicht notwendig, überflüssig, wenn Hartz IV abgeschafft werden würde! Stattdessen würde besonders hier, bei der Abgrenzung zwischen „Leistungsempfängern“ und Erwerbstätigen, ein gutes, menschenwürdiges Bedingungsloses Grundeinkommen, helfen. Wo die intrinsische Motivation, produktiv zu sein, nicht oder nur wenig vorhanden ist, würde diese zudem effizient effektiv gestärkt werden.

Neben vielen anderen Argumenten (volkswirtschaftlicher, sozialer, technischer, gesundheitlicher Natur ...) ist dieses das stärkste Argument für ein BGE. Ein gutes BGE würde auch dazu führen, dass Rentner nicht mehr Flaschen sammeln oder gar betteln müssten. Und bezahlbar ist ein BGE allemal – wie Ökonomen schon oft gezeigt haben und weiterhin zeigen werden. In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?

HENDRIK GRIESINGER, Dortmund

Kleiner Fortschritt

betr.: „Nahles macht den Armen eine Freude“, taz vom 22. 9. 16

Es ist durchaus positiv, dass sich nach langer Zeit den Bedürfnissen von Hartz-IV-Empfängern gewidmet wird. Zwar ist eine Erhöhung von 5 Euro nicht viel, aber es ist immerhin ein kleiner Fortschritt erkennbar. JULIA ENGELS, Elsdorf

Alles Akademiker?

betr.: Weg hier? Wenn ja wohin?“, taz vom 22. 9. 16

Es hat ja seine Berechtigung „im Zeitalter der AfD“ der breiten deutschen Bevölkerung die Angst vor Muslimen zu nehmen, doch anhand von Personen, die alle Akademiker beziehungsweise angehende Akademiker sind, ist für mich eine totale Einseitigkeit. Wie hoch ist der muslimische Akademiker-Anteil in Deutschland? Ich weiß es nicht, doch gemäß Ihrem Artikel 100 Prozent. In meinem Alltag in Nürnberg nehme ich genau das Gegenteil war! Ein hoher Anteil der Muslime sind nicht studiert, sprechen kein gutes Deutsch und sind in der breiten Gesellschaft, als Teil davon, welcher Teil davon sein möchte, nicht präsent. PETRA EBERL, Nürnberg

Kritische Auseinandersetzung

betr.: „Weg hier? Wenn ja, wohin?“, taz vom 22. 9. 16

Die Wahlergebnisse der AfD mögen unerfreulich sein, sie sind, ob’s passt oder nicht, Ergebnisse demokratischer Entscheidungsprozesse. Sie zeigen zugleich, dass ein momentan recht konstanter Wähleranteil von etwa 15 Prozent prinzipielle Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen, insbesondere der deutschen Flüchtlingspolitik, äußert, ohne parlamentarisch mehrheitsfähig zu sein. Die Angst vor dem Islam ist ebenfalls ein Phänomen von Übel, vor dem Hintergrund der Terroranschläge von Madrid, London, Paris und Brüssel und dem Anwachsen des salafistischen „rechten“ Flügels des Islams aber begründet. Vor diesem Hintergrund ist aber nicht Flucht vor den unangenehmen Lebenswirklichkeiten angesagt, sondern die kritische Auseinandersetzung mit den Entwicklungen im eigenen Land und der eigenen Religion.

Die Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Land, nämlich Deutschland, spüre ich den jungen Muslimen ab. Die kritische Wahrnehmung der eigenen Religion, deren radikaler Flügel den Aufstieg der AfD mit erklären dürfte, vermisse ich jedoch. Und schließlich: Wer, wie zwei der befragten Frauen, „die Türkei oder die Golfstaaten“ ernsthaft als Lebensalternative zum demokratischen Rechtsstaat Deutschland erwägt, sollte zugleich wahrnehmen, wie groß die eigene Distanz zur Demokratie schon geworden ist. ULLRICH NEBENHOFFER, Mainz

Twittern wenig hilfreich

betr.: „Empörung über Leipziger CDU-Abgeordnete“,taz vom 26. 9. 16

Wer als Politiker einer „demokratischen“ Partei gegen Flüchtlinge twittert, der sollte nicht vergessen, dass er damit auf das Boot der AfD aufspringt! Wenn man irgendwie erreichen will, dass es weniger Flüchtlinge gibt, sollte man dafür Sorge tragen, dass in den Krisenländern die Ursachen bekämpft werden und in diesen Ländern Frieden einkehrt: Die Schließung von Grenzen der EU sind nur eine Momentaufnahme und bringen nichts zur Lösung der Spirale der Gewalt in den Ländern! Twittern gegen Flüchtlinge ist da wenig hilfreich! RENÉ OSSELMANN, Magdeburg

Platz am Stammtisch erkämpfen

betr.: „Die völkische Frau Kudla“, taz vom 26. 9. 16

Aus allen rechten Löchern kommen sie jetzt täglich, um die Lufthoheit über die deutschen Stammtische zu erkämpfen, wie es Franz Josef Strauß forderte. Dabei darf nicht vergessen werden: Der Urvater als sich verbal entlarvender völkischer Beobachter war bereits 1988 (!) CSU-Generalsekretär Edmund Stoiber, der meinte, Oskar Lafontaine „wolle eine multinationale Gesellschaft auf deutschem Boden durchmischt und durchrasst.“ Ein Unwort des Jahres ebenso wie „ausländerfrei“ (91), „ethnische Säuberung“ (92) und „Überfremdung“ (93). Da ahnt man, was auf das Wahlvolk noch zukommt. GERD JÜTTNER, Stuttgart