Portrait
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Hat mit zwei Rindern angefangen: Torsten Blunck Foto: privat

Einer, der seine Ehre verteidigt

Wenn einem Bauern vorgeworfen wird, er pflege sein Grünland nicht richtig, dann geht das gegen die Ehre. Torsten Blunck aus dem schleswig-holsteinischen Hardebeck wollte sich nicht nachsagen lassen, er beherrsche sein Metier nicht und lud vergangene Woche zum Besichtigungstermin auf seine Rinderweide ein.

Blunck sei selbst schuld, dass seine Weide mit dem giftigen Jakobskreuzkraut durchsetzt sei, hatte ihm Aiko Huckauf von der schleswig-holsteinischen Stiftung Naturschutz vorgeworfen (taz berichtete). Der hoch wachsende gelbe Korbblütler hat sich in jüngster Zeit stark verbreitet. Er enthält ein Gift, auf das vor allem Pferde und Rinder empfindlich reagieren und das auch in den Honig gelangt.

„Ich kann meine eigene Fläche nicht mehr wirtschaftlich nutzen“, sagt Blunck. Um zu verhindern, dass das giftige Kraut ins Futter gelangt, reißt er es mit der Hand aus. 100 Stunden habe er im vergangenen Jahr damit zugebracht. „Dieses Jahr hab ich’s aufgegeben“, sagt er.

Der Landwirt macht für seine Probleme die Stiftung Naturschutz verantwortlich, die neben seiner Weide das Jakobskreuzkraut gedeihen lässt. Zwar gibt es einen Pufferstreifen, der verhindern soll, dass die Pflanze auf Bluncks Grünland übergreift, doch sie hat sich dennoch auf seinem Acker ausgebreitet, woher auch immer.

„Ich fordere, dass die Stiftung dreimal im Jahr mäht, um die Blüte zu verhindern“, sagt der Landwirt. Alternativ verlangt er, das Grünland umbrechen zu dürfen. Die Stiftung will das vermeiden, weil damit auch die Blüte anderer Pflanzen verhindert würde, deren Ausbreitung die Stiftung fördern möchte.

Huckauf behauptet, das Kreuzkraut könne sich auf Bluncks Weide nur so stark vermehren, weil er sie nicht optimal pflege. Selbst der Bauernverband habe bei Gesprächen eingeräumt: „Auf ordnungsgemäß bewirtschaftetem Grünland bereitet das Jakobskreuzkraut keine Probleme.“

Der Verband aber will seinem Bauern nicht in den Rücken fallen: Der Satz sei aus dem Zusammenhang gerissen. Mit Blick auf Bluncks Weide sagt Verbandsmitarbeiterin Susanne Werner: „Da ist aus unserer Sicht nichts zu beanstanden.“ Eine Ampferpflanze oder Distel finde sich auch auf top gepflegtem Grünland. Es sei die Art und Weise der Vorwürfe, die Torsten Blunck so mitnehme, sagt Werner, „weil ihm seine Qualifikation abgesprochen wird“.

Der 39-Jährige betreibt den Hof in zweiter Generation im Nebenerwerb. „Ich war jeden Tag mit meinem Vater unterwegs in der Landwirtschaft“, erzählt er. Doch sein Vater starb, als er neun war und seine Mutter verpachtete die Äcker und Weiden. Neun Jahre später kaufte Torsten Blunck seine ersten beiden Rinder.

Nach und nach holte er sich das Land zurück, sodass er heute zusammen mit seiner Frau und seinen Töchtern auf 25 Hektar mit 30 Rindern wirtschaftet. Die Rinder stünden das ganze Jahr über draußen. Das Fleisch und Heu vermarktet er direkt. „Meine Familie und ich stecken unser ganzes Herzblut da rein“, sagt er. Gernot Knödler