Macht den Görlitzer Park schöner!

Jan Feddersens Gastrokritik: Neu im Bahnhofsgebäude vom Görlitzer Park – Station Park. Wenn alles gut geht, gibt’s feinen Kuchen und feines Essen

Das hat diesem Viertel gefehlt – und nun ist es da, und nicht alle wissen, dass es dieses Haus gibt. „Wo ist der oder das Station Park?“

– „Keene Ahnung.“

– „Da drüben vielleicht?“

– „Nee, das ist von der Gartenabteilung des Parks der Geräteschuppen.“

Nein, nein, ganz falsch. War alles mal. Seit einigen Wochen hat in Berlin-Kreuzberg in alten backsteinernen, gut gepflegten und noch sehr ansehnlichen Gebäuden des alten Görlitzer Bahnhofs ein Haus geöffnet, das jede Beachtung verdient.

Station Park ist ein typisches Kreuzberger Aufbauprojekt: Man nutzt die Chance für das Große. Das Haus gleich hinter dem Spreewaldbad möchte nicht nur Restaurant sein, sondern auch Eventstätte, Ausstellungsraum und sonstwie kommunitär relevant. Eingeladen sind alle, es schöner, lebbarer, visionärer zu machen. Der Weg ist das Ziel – und unser Weg sollte einer sein in bester Septembersonne zum Kaffeetrinken. Die Speisen sind gut, das wussten wir schon von zwei Besuchen vorher. Aber kann man den Freund mitnehmen, der in Spandau lebt und das frühere Berlin 36 recht eigentlich nur aus Erzählungen kennt?

„Welchen Kuchen haben Sie denn heute?“, fragten wir, den Milchkaffee schon geordert; an den Nebentischen wird tüchtig beieinander gesessen, die Kinder grölen und quaken auf einem Muttererdehügel.

Die freundliche Bedienung antwortet: „Oh, der Kuchen ist alle. Schon seit gestern. Der Konditor ist heute nicht gekommen.“ Oder sagte sie, dass der Bäckermeister gestern vier Torten machte – und die aber ausverkauft sind? Nur vier Torten? Wollen die keinen Erfolg? Vier Torten sind etwas für Nischencafés – aber doch nicht für das Haus, das sich Station Park nennt: Das war wohl eine Panne – die wir nicht übel nehmen, jetzt. Aber als wir dort waren, musste doch viel Philanthropie erwogen werden, ehe man ein Dessert bestellte: Kartoffelgnocchi mit Mohnzucker. Der Freund nahm eine bayerische Crème, die vorzüglich schmeckte.

Kurzzeitig jedenfalls wirkte das Kindergeschrei wie ein richtiger Protestruf: Nein! Nö! Nee! Wir erwarten gute Ware – und ihr könnt es doch! Warum nicht jetzt? Ehrlich gesagt: Der Kuchen ist extralecker. Vorige Woche eine Kreation – ja, eine Kreation! – aus Vanille und Kakao, außerdem eine Art Käsekuchen, der fast ohnmächtig vor Glückshormonen machte. Da sollen sie anknüpfen: Am perfekten Back- und Tortenwerk. Zwetschgendatschi und Himbeerkuchen. Und am Sonntag geht man konditern: Nötigenfalls im KaDeWe Vorräte anschaffen!

STATION PARK, Görlitzer Str. 1–2, Nähe U-Bahn Görlitzer Park, 10997 Berlin, www.stationpark.de. Geöffnet Mo. bis So. von 12.30 Uhr bis Mitternacht, Fon 61 20 11 72, Mail info@stationpark.de. Tagesgerichte ab 3 Euro, Getränke: das Übliche. Der kürzeste und hellste Eingang ist über die Görlitzer Straße