LESERINNENBRIEFE
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Unglaubwürdige Friedenspolitik

■ betr.: „Windelweiche Leitlinien“, taz vom 10. 12. 12

Menschenrechte zählen offenbar nicht so viel wie der Profit der Rüstungsindustrie. Echte Friedenspolitik gebietet es, den Export von Kriegsmaterialien wohin auch immer einzustellen, denn Rüstungsexporte können Kriege in Gang bringen und halten sowie neue Aggressoren aufrüsten. Wenn sich die Bundesregierung wirklich dem Frieden in der Welt verpflichtet fühlt, wie sie oft betont, muss sie alle Rüstungsexporte stoppen, statt sie auszuweiten. Sonst ist ihre Friedenspolitik unglaubwürdig. JOACHIM FISCHER, Bremen

„Besuche“ verbitten?

■ betr.: „Kein Schulfrei für die Bundeswehr im Ländle“,taz vom 5. 12. 12

Wenn es nicht zu traurig wäre, könnte ich das Wort Kooperationsvereinbarung putzig finden. Eine Vereinbarung zu treffen, erfordert mindestens zwei Parteien, wenn sie nicht „von oben“ verordnet wird. Bei dieser Vereinbarung sehe ich viel mehr als zwei Parteien, die beteiligt und betroffen sind: die Kinder, die Lehrer, die Eltern, pädagogische Fachleute, Schulbehörden, Kulturbehörden, Regierungen, Parteien, Gewerkschaften u. a. Bei einer solchen Beteiligung dürfte ein kompliziertes Machwerk entstehen. Der Aufwand steht allerdings in keinem Verhältnis zu den Beweggründen und zum Zweck, da beides nichtig ist. Aufgabe der taz ist es, eine solche Vereinbarung detailliert vorzuführen und zu erläutern, wie sie in der Praxis zum „Leben“ gebracht wird. Lädt sich die Bundeswehr selbst ein? Steht sie einfach auf der Matte? Können Kinder, Eltern, Lehrer sich solche „Besuche“ verbitten? Welche Schulen und welche Kinder werden bevorzugt heimgesucht? Welcher normale Unterricht wird geopfert?

GERT GROPP, Gangelt

Rassistische Klischees

■ betr.: „Alle Stereotype der Mittelschicht“, taz vom 8. 12. 12

Da Rassismus bedeutet, einer ethnischen Gruppierung bestimmte Eigenschaften zuzuordnen und es sich bei den besprochenen Klischees um genau diese Zuordnung handelt, geht es hier allerdings um rassistische Klischees. Die Erkenntnis, dass sie das Rassismus-Problem der Polizei mit dem Rassismus-Problem der deutschen Mittelschicht relativiert, scheint irgendwo zwischen ihrem Arbeitgeber und der Wissenschaft verloren zu gehen. Unterstützen möchte ich sie allerdings in ihrer Forderung, in Aus- und Fortbildungen zu investieren, um diesem Problem beizukommen. Und aus wissenschaftlichen Erkenntnissen schöpfend politische Ziele zu formulieren und nicht andersherum, wie es die gute Frau Jacobsen anscheinend tut. ANIAS STIER, Berlin

Hier geht es um Profit

■ betr.: „Husten für den Atomausstieg“, taz vom 8. 12. 12

Immer wieder werden Sonntagsreden – auch von Politikern der „Grünen“ – gehalten, die den CO2-Ausstoß geißeln und fehlende Beschlüsse der Klimakonferenz beklagen, und dann dieser Beschluss. Auf diesem Weg wird der Fortschritt in die Versorgung durch regenerative Energie immer wieder verzögert und auch verteuert; aber vor allem wird der Profit für die Multis gesichert. Hier geht es um Profit, der über den Export von Energie zum Beispiel in das Atomstromland Frankreich gemacht wird. Oder hat es in Deutschland im Sommer etwa einen Energieengpass gegeben, wie immer wieder von der Bundesnetzagentur prophezeit wird? ALBERT WAGNER, Bochum

Energie in Bürgerhand

■ betr.: „Husten für den Atomausstieg“, taz vom 8. 12. 12

Das ist doch kaum zu glauben: Rot-Grün hat im Bundesrat eine Mehrheit und nutzt sie, die alte fossile Energieversorgung zusammen mit den Schwarzen zu schützen. Die Energiewende bringt uns nicht nur höhere Stromkosten, sondern auch zusätzliche Gesundheitsrisiken. So wird die Hoffnung, dass die Energiewende uns weniger „Dreck“ und niedrigere Energiekosten bringen wird, immer kleiner werden. Weg mit all diesen Träumereien, Energie in Bürgerhand, bessere Effizienz, niedrigere Strompreise für alle, nicht nur für die Großkonzerne. Schade, so wird langsam ein gutes, sinnvolles Vorhaben, die Energiewende, demontiert, weil sie den Renditeinteressen der großen Energie-Erzeuger und Banken widerspricht.

OBBE BANSEN, Rimbach