Der Gescheiterte

Mit warmen Worten werden sie ihn heute als Präsidenten der Jacobs University Bremen (JUB) verabschieden. Und Joachim Treusch in vielen Reden, ganz international, als „extraordinary scholar“ loben, als „wonderful colleague“, als „trusted friend“. Das aber ist nur die halbe Wahrheit – nicht nur, weil der 72-Jährige einigen am Campus durchaus verhasst ist.

Gemessen an seinen eigenen Worten jedenfalls ist Treuschs Mission gescheitert: Die 1999 gegründete JUB werde in den nächsten fünf Jahren ihre Existenzberechtigung beweisen müssen, hatte er in seinem ersten Interview 2006 gesagt. In einer Liga mit Harvard oder Yale sollte sie spielen. Heute ist es so, dass sich die einst gescholtene staatliche Uni in Bremen als Siegerin der Exzellenzinitiative „Elite-Uni“ und ihr soeben geschiedener Rektor Wilfried Müller „Wissenschaftsmanager des Jahres“ nennen darf.

Treusch war 2011 auch mal für so einen Titel nominiert. Doch seit seiner Amtszeit ist mehr denn je klar, dass die JUB als Privat-Uni nicht überlebensfähig ist und weiter von regelmäßigen staatlichen Subventionen abhängig sein wird. Um die überhaupt zu bekommen, muss Treuschs Nachfolger, der 67-jährige Mathematiker Heinz-Otto Peitgen, erstmal ein Sparprogramm auflegen. Dabei ist Treusch derjenige, dem zugeschrieben wird, den Kaffee-Mäzen Klaus Jacobs als Hauptsponsor der Hochschule mit ihren aktuell 1.370 Studierenden gewonnen zu haben. Doch an weiteren – privaten – Geldgebern mangelt es erwiesenermaßen.

Als Treusch in den Aufsichtsrat der Uni gewählt wurde, gab er zu, dass er es mit der Betriebswirtschaft nicht so hat. Er ist ja auch Physiker. Mit 29 wurde er Professor in Frankfurt, sechs Jahre danach war er Prorektor in Dortmund, später 16 Jahre Chef des Forschungszentrums Jülich, dazu Mitglied im Technologierat von Helmut Kohl.

Heute werden sie einen Platz auf dem Campus in Bremen-Grohn nach ihm benennen. Aber nur einen sehr kleinen.  MNZ