Pfarrverein vergibt Landvolk seine Sünden

MILDTÄTIG Bauernverband fühlt sich mit Aufruf, kritische Pfarrer zu melden, missverstanden und entschuldigt sich bei der Kirche für „Fehlinterpretationen“ seines „harmlosen Schreibens“

Landvolk-Chef Hilse schrieb nun ein windelweiches Entschuldigungsschreiben

Nach Auffassung der niedersächsischen Grünen haben sie zur „Denunziation“ aufgerufen – doch nun wurde ihnen vergeben. Der Vorsitzende des Hannoverschen Pfarrvereins, Andreas Dreyer, hat eine Entschuldigung des Präsidenten des Bauernverbandes „Landvolk Niedersachsen“, Werner Hilse, für eine sehr umstrittene Landvolk-Aktion angenommen.

Der Verband hatte kritisiert, dass mehrere Pastoren in ihren Erntedankpredigten „unsachliche Kritik“ an der industriellen Landwirtschaft samt Massentierhaltung geäußert hätten. Als Reaktion rief er im Landvolk-Info am 6. November dazu auf, Geistliche zu melden, die sich nach Meinung ihrer Mitglieder „überzogen kritisch“ geäußert hätten. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Meyer hatte daraufhin das Landvolk aufgefordert, diese „Einschüchterung von Kirchenvertretern sofort zu beenden“.

Landvolk-Chef Hilse schrieb nun ein windelweiches Entschuldigungsschreiben, indem er seinen Verband als Opfer einer „gegen uns initiierte(n) Denunziations-Kampagne“ darstellt. Das Landvolk-Info habe „mit keinem Satz dazu aufgefordert, ‚kritische Pfarrer‘ namentlich zu melden“, deshalb könne „auch nicht die Rede sein von Einschüchterungsversuchen“. Das alles seien „von Dritten offensichtlich bewusst initiierte Unterstellungen“, um „die Arbeit unseres Verbandes in ein schlechtes Licht zu rücken“.

Diese Praxis – und nicht etwa die eigene – sei „unverantwortlich und verwerflich“. Deshalb entschuldige sich der Verband zwar bei der Kirche – allerdings „in der Gewissheit, dass nicht unser Tun für Irritationen gesorgt“ habe, sondern „einzig und allein eine offensichtlich bewusste Skandalisierung, die wiederum andere verantworten müssen“.

Dreyer akzeptierte nun diese Entschuldigung light, wies allerdings darauf hin, dass es „unterschiedliche Standpunkte“ zwischen Kirche und Bauernverband gebe und „jeder Einschüchterungsversuch zurückgewiesen werden“ müsse.  MARCO CARINI