EINE BALLEREI
: Von Peng zu Psiuu

Ein gewisser Jakob wird dreizehnmal erschossen

Zusammen mit Fup gehe ich nichts ahnend aus dem Haus und gerate in eine Schießerei. Und zwar in eine richtig heftige, in deren Verlauf sogar eine Granate geworfen wird. Wie in Mexiko. Wenn ich das richtig mitbekomme, geht es aber nicht um Drogen, sondern um hundert Euro, kurz darauf um „das Doppelte“, nämlich um genau „zweihundertzwanzig Euro“, was sich dann aber rasant auf „Zweihunderttausendmilliarden“ steigert. Diese Summe, die nirgendwo zu sehen ist, ist verständlicherweise schwer umkämpft. Ein gewisser Jakob wird dabei, wenn ich richtig mitgezählt habe, dreizehnmal erschossen und dreimal erwürgt. Er selbst wiederum ist auch nicht gerade zimperlich und feuert auf Daniel, der von den Kugeln durchsiebt sich auf dem Sandboden wälzt, während noch eine dritte Person mit dem Namen Noah ebenfalls aus allen Rohren feuert, beziehungsweise aus einem kleinen Ast, der ihm als Ersatz für eine Pistole dient.

Fup ist sehr interessiert. Er fragt: „Was ist Psiuu?“ Ich sage ihm, dass das früher „Peng“ hieß, aber seit das aus der Mode gekommen sei, hätte man sich auf internationaler Ebene noch nicht auf ein bestimmtes Wort einigen können, weshalb heute in der Regel das Geräusch einer abgefeuerten Kugel sehr individuell gestaltet wird. Und auch in den entsprechenden Ballereifachsendungen würde es nicht mehr bloß knallen, sondern dazu pfeifen, wummern, dröhnen, heulen. Was letztlich von den jeweiligen Kalibern abhängig sei, die zum Einsatz kämen.

Fup hört mir nicht zu. Er beobachtet lieber, wie Jakob schließlich mit einem Schuss in den Hinterkopf hingerichtet wird und nach vorne fällt, nicht ohne sich dabei mit den Armen abzustützen. Nach zwanzig Minuten ist die Ballerei vorbei. Jakob, Noah und Daniel müssen nach Hause, und ich muss in die Respectbar, das Dortmund-Spiel gucken, wo hoffentlich auch scharf geschossen wird. KLAUS BITTERMANN