Köln mauert sich ein

400 Millionen Euro fließen in den Hochwasserschutz

Das Schreckensszenario vom überfluteten New Orleans nimmt derzeit den Kritikern von Baumaßnahmen gegen Hochwasser jeglichen Wind aus den Segeln: Gestern wurde in der Kölner Altstadt der erste Spatenstich zur Umsetzung des Hochwasserschutzkonzepts getan – einem Projekt von insgesamt 400 Millionen Euro, das im Kölner Stadtgebiet auf einer Länge von 65 Kilometern beidseits des Rheins die Gefahr von Jahrhunderthochwassern dämmen soll.

Zu gut können sich die Kölner an die vergangenen beiden Hochwasser von 1993 und 1995 erinnern. Damals stieg der Rheinpegel gleich zweimal kurz hintereinander auf über 10,60 Meter an und holte damit den bislang höchsten Stand des Jahrhunderts von 1926 ein. Alle 200 Jahre wird gar mit einer Überschreitung der 11,30-Meter-Marke gerechnet. „Und das wird in Zukunft häufiger passieren“, prognostiziert der Grünen-Politiker Manfred Waddey, früher Vorsitzender des Bau- und Verkehrsausschusses im Kölner Rat.

Die aktuellen Baumaßnahmen gehen auf einen Ratsbeschluss des Jahres 1996 zurück. Um von der Landesregierung einen Zuschuss von 60 Prozent der Kosten zu bekommen, einigten sich die Kölner auf eine neue Schutzhöhe von 11,30 Metern.

Das bedeutet beispielsweise, dass in der Altstadt quer durch den Rheingarten eine teils sichtbare, teils mit dem Boden abschließende Stützwand gezogen wird, in der im Notfall mobile Schutzelemente verankert werden können. Waddey hält das für sinnvoll, „weil das Wasser mehr Platz hat als früher, sich auszudehnen“. Die in anderen Bauabschnitten geplanten Mauern, die nördlich des Zentrums etwa 1,50 Meter hoch sein sollen, aber kritisiert er. „Die Optik verändert sich. Die Stadt entfernt sich vom Rhein.“

Über all die Schutzmaßnahmen geraten die Ursachen für das sich häufende Hochwasser aus dem Blick. Denn immer noch werden in Köln bislang unbebaute Gebiete verplant und bebaut, die dem übers Ufer tretenden Fluss bislang Platz boten. Dabei müssten entlang des gesamten Rheins bis zum Jahr 2020 Überschwemmungsflächen geschaffen und Deiche zurückverlegt werden. Das sieht zumindest der „Aktionsplan Hochwasser“ vor, der vor knapp zehn Jahren von der „Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins“ verabschiedet wurde. ISABEL FANNRICH